21 Ermittlungen in Friedberg: Jugendliche klauen Handtasche und begehen 5 weitere Straftaten!

 

 

Friedberg  – Mit ihrem Fahrrad in Bad Nauheim unterwegs war eine Seniorin am Nachmittag des 27. April. Was sie nicht wusste: Dabei wurden zwei Jugendliche auf sie aufmerksam – oder besser gesagt auf ihre Handtasche, die sie im Korb ihres Fahrrades transportierte. Zu Hause angekommen, stellte die Seniorin ihr Fahrrad im Hof des Hauses ab und begann damit ihre Wäsche zum Trocknen im Hof aufzuhängen. Die beiden Jugendlichen waren ihr gefolgt und nutzten diesen Moment aus, um die Handtasche aus dem Fahrrad zu stehlen. Sie rannten mit ihrer Beute davon und durchsuchten die Tasche in einem nahegelegenen Hof.

Eine Passantin beobachtete, wie die Jugendlichen die Tasche anschließend wegwarfen und informierte die Polizei über ihre Beobachtung. Die gefundene Tasche konnte so schnell an die Seniorin zurückgegeben werden. Es fehlte jedoch eine Bankkarte, die die Jugendlichen offenbar behalten hatten. Die Seniorin veranlasste sofort die Sperrung der Karte, allerdings vermutlich einer falschen Bankkarte, wie sich erst später herausstellte.

Die Beschreibung der beiden jugendlichen Täter reichte leider zunächst nicht aus, um diese zu ermitteln. Doch das war letztlich auch nicht nötig, denn die Jugendlichen verrieten sich schließlich selbst. In ständig neuen teuren Kleidern tauchten sie zu Hause auf, was die Eltern stutzig machte. Sie stellten ihre Kinder also zur Rede und erfuhren von dem Handtaschendiebstahl.

Gemeinsam mit ihren Eltern erschienen Anfang Mai dann zwei 15-jährige Bad Nauheimer bei der Polizei, um den Diebstahl zu gestehen. Begleitet wurden sie bei ihrem Geständnis von einem 14-jährigen Friedberger, der ebenfalls davon berichtete, sich bei anschließenden Straftaten beteiligt zu haben. Wie sich herausstellte, blieb es nämlich nicht bei der einen Diebstahlstat. Durch das Geständnis konnten die Ermittler gleich eine ganze Reihe von Straftaten aufdecken. Die Jugendlichen gaben an mit der gestohlenen Bankkarte und der darauf notierten PIN-Nummer mehrfach Geld abgehoben zu haben. Die Karte jedoch hätten sie inzwischen in einem Fluss entsorgt.

Die ganze Wahrheit war dies schließlich nicht, denn am Tag nach dem Geständnis bei der Polizei wurde mit der Karte erneut Geld vom Konto der Bad Nauheimer Seniorin abgehoben, die bis zu diesem Zeitpunkt die Unregelmäßigkeiten auf ihrem Konto noch gar nicht bemerkt hatte. Es stellte sich bei diversen Vernehmungen und Ermittlungen heraus, dass die Kartendiebe diese an einen 15-jährigen Bad Nauheim Mitschüler übergeben hatten, nachdem sie ihr Geständnis bei der Polizei gemacht hatten. Bevor es zur Weitergabe der EC-Karte an ihren Mitschüler kam, versuchten die Jugendlichen zunächst noch die Karte mit einem anderen Schüler zu übergeben. Dafür hatten sie sogar einen Vertrag aufgesetzt, in welchem eine Beteiligung an den weiteren Abhebungen geregelt werden sollte. Dieser Vertrag kam aber letztendlich nicht zustande, da sich der zunächst vorgesehene Mitschüler an den Taten nicht beteiligen wollte.

Fünfzehn irreguläre Geldabhebungen vom Konto der Bad Nauheimer Seniorin in Höhe von insgesamt 13.000 Euro konnten schließlich festgestellt werden. Ein Teil des Geldes zahlten die Beschuldigten inzwischen zurück. Manches davon hatten sie bei einem weiteren Schulkammeraden gebunkert, welcher sich durch die Aufbewahrung ebenfalls strafbar machte. Einen Großteil des Geldes investierten die Beschuldigten in hochwertige Kleidung oder auch Schmuck. Diese Einkäufe konnten inzwischen von der Polizei sichergestellt werden. Weiteres Geld verschenkten die Jugendlichen an Mitschüler, die vermutlich von der Herkunft des Geldes wussten und gegen die daher nun ebenfalls ermittelt wird, wegen Hehlerei. Dazu zählt auch der 14-Jährige, der die beiden Haupttatverdächtigen zum Geständnis bei der Polizei begleitete.

Insgesamt 21 Ermittlungsverfahren werden inzwischen auf Basis des Handtaschendiebstahls und der daraus folgenden Straftaten und weiteren dadurch bekannt gewordenen strafbaren Handlungen geführt. Dabei geht es nicht nur um  , sondern auch um Erpressung. Zwei Jugendliche hatten den Grund für den plötzlichen Geldsegen der Mitschüler spitz bekommen und gedroht diese zu verraten, sollten sie nicht für ihr Schweigen finanziell entschädigt werden. Einer der Diebe wiederum hatte einen Freund bezüglich der Erpressungen zu seinem Nachteil um Hilfe gebeten, wobei auch dieser Freund finanzielle Forderungen stellte und ebenfalls zum Erpresser wurde.

Aber auch wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt die Polizei. Einer der inzwischen insgesamt 16 ermittelten Beschuldigten befand sich im Besitz einer Schreckschusswaffe, mit der er vermutlich auf der Friedberger Seewiese Schießübungen machte. Auch der Verkäufer der Waffe war zu ermitteln und wird sich dafür verantworten müssen.

Im Alter zwischen 14 und 16 Jahren aus Bad Nauheim, Ober-Mörlen und Friedberg stammen die Tatverdächtigen. Die Ermittlungen gegen sie sind noch nicht abgeschlossen. Möglicherweise kommen einige von ihnen für weitere Straftaten in den letzten Monaten in Bad Nauheim in Frage.