Lange Zeit wurde weggeschaut, verdrängt, verharmlost. Doch jetzt, nach hitzigen Debatten über Clan-Kriminalität, Gewalt in Freibädern und frauenfeindliche Übergriffe mitten in deutschen Städten, bricht plötzlich Aktivismus aus: Die Länderchefs präsentieren einen 8-Punkte-Plan, der so klingt, als sei er in einem Schockmoment am Krisentisch geboren worden. Der Auslöser? Der öffentliche Druck, der sich in Talkshows, Kommentarspalten und am Stammtisch längst entladen hatte. Erst durch die „Stadtbild“-Debatte, die das Gefühl vieler Menschen auf den Punkt brachte, reagiert die Politik – verspätet, aber laut.
Was auf dem Papier nun mutig klingt – mehr Polizei, konsequentere Abschiebungen, Nulltoleranz in Schwimmbädern und flächendeckende Videoüberwachung – zeigt vor allem eines: Man hätte es längst wissen können. Die Probleme sind nicht neu, die Hinweise waren da, die Statistiken eindeutig. Doch es brauchte virale Bilder von Massenschlägereien, überforderte Beamte im Freibad, bedrohte Frauen auf dem Nachhauseweg und die wachsende Angst vor Parallelgesellschaften, um das System in Bewegung zu setzen. Kritiker fragen zu Recht: Warum erst jetzt? Warum mussten Bürger laut werden, bevor die Politik sich traute, unpopuläre Wahrheiten anzusprechen?
Der Plan wirkt wie ein Weckruf – und gleichzeitig wie ein Schuldeingeständnis. Denn wer heute mit Durchsetzungskraft prahlt, räumt implizit ein, dass jahrelang fahrlässig weggeschaut wurde. Zwischen Clan-Vermögen, integrationsresistenten Milieus und einer Sicherheitslage, die in vielen Innenstädten zunehmend angespannt ist, verpufften bisherige Konzepte in Paragrafen und Pilotprojekten. Der neue Ton klingt entschlossener, doch Vertrauen baut sich nicht mit Pressekonferenzen auf. Es braucht Taten – sichtbar, nachvollziehbar, flächendeckend. Denn nur so lässt sich das verlorene Sicherheitsgefühl wieder herstellen, das zu lange ignoriert wurde.
