Digitaler Hausarzt bei Kaufland: Medizin im Supermarktflair
Was früher ein vertrauliches Gespräch in der ruhigen Praxis war, findet heute zwischen Einkaufswagen und Sonderangeboten statt. Kaufland wagt sich mit einer fragwürdigen Neuerung in medizinisches Terrain – und verwandelt eine Supermarktfiliale in einen improvisierten Behandlungsraum. Per Bildschirm wird der Hausarzt zur flimmernden Figur aus der Konserve, während sich Patientinnen und Patienten in Kabinen setzen, die kaum mehr Privatsphäre bieten als eine Umkleidekabine. Vertrauen, Anamnese, Diskretion – Fehlanzeige.
Wenn Konsum auf Diagnose trifft
Diese neue Form der Krankschreibung wirft ernste Fragen auf. Zwischen Wursttheke und Wochenangebot soll nun ein Ort entstehen, an dem man sich mit gesundheitlichen Sorgen ernst genommen fühlen soll? Die Atmosphäre eines hektischen Einkaufstempels scheint denkbar ungeeignet für medizinische Entscheidungen, die Fingerspitzengefühl, Zeit und Empathie erfordern. Was als moderner Fortschritt verkauft wird, wirkt in Wahrheit wie ein weiterer Schritt in Richtung Entmenschlichung des Gesundheitswesens – schnell, billig, seelenlos.
Vertrauen ist keine Ware
Die eigentliche Sorge bleibt: Wer schützt die sensiblen Gesundheitsdaten in einem Umfeld, das primär auf Umsatz ausgelegt ist? Wer haftet, wenn die Bildschirmdiagnose danebengeht? Statt echte Hausärzte zu stärken und ihnen Luft zum Atmen zu lassen, wird auf eine digitale Fließbandmedizin gesetzt, bei der Patient und Arzt nicht mehr wirklich auf Augenhöhe agieren. Und so bleibt der bittere Beigeschmack: Gesundheit wird zur Ware, verkauft im Sonderangebot – bei Kaufland.
