Löbnitz: SEK-Einsatz nach Schusswaffengebrauch!

 

Ort:      Löbnitz, Dübener Straße

Zeit:     05.10.2017, ab 00:11 Uhr (Eingang Notruf)

Über den zu Ende gegangenen Sommer bis in den beginnenden Herbst diente einem Paar (m 39, w 33) ein nahe der Alten Mulde gelegener Bungalow als täglicher Aufenthaltsort. Auf einem nicht weit entfernten, aber nicht direkt angrenzenden Grundstück tat es ihnen ein 46-Jähriger ganzjährig gleich. Da sich der Mann für mehrere Verpächter als eine Art Hausmeister zur Verfügung stellte, hatte er dem Paar gleich zu Saisonbeginn auch den Strom gekappt. Seither sorgten beide mittels Kerzen für Licht und Gemütlichkeit – auch in der letzten Nacht. Gegen 24 Uhr durchbrachen dann allerdings Schussgeräusche die Ruhe und in der Laube einschlagende Projektile machten schnell klar, es nicht nur mit einem schlechten Scherz zu tun zu haben. Das Pärchen suchte daraufhin sofort in der Küche nach Deckung und wählte den Polizeinotruf. Beide hatten keinen Zweifel, wer sie da unter Feuer nahm, weil sie  den 46-Jährigen kurz zuvor an ihrem Gartentor bemerkt hatten. Dort redete offenbar seine Lebensgefährtin (38) auf ihn ein und drängte, den Weg zum eigenen Heim fortzusetzen. Während des Notrufgesprächs konnte auch der entgegennehmende Sachbearbeiter Schussgeräusche wahrnehmen und entsandte umgehend Kräfte zum Ort. Die zuerst eintreffenden Streifendienstbeamte des Polizeireviers Delitzsch verbrachten gerade die beiden Beschossenen aus der unmittelbaren Gefahrenzone, als neuerlich – zuvor war für etwa 20 Minuten Ruhe eingekehrt – Schüsse durch die Nacht hallten. Letztlich konnten sich aber zum Glück alle unverletzt in Sicherheit bringen. Hernach umstellten nachrückende Polizeibeamte das Gelände und froren die Situation einstweilen ein. In den Morgenstunden begleiteten dann SEK-Beamte ihre Kollegen der Verhandlungsgruppe in zwei sondergeschützten Fahrzeugen zum Grundstück des 46-Jährigen und sprachen ihn – nachdem telefonischer Kontakt fehlschlug – über Außenlautsprecher an. Zu ihrer Erleichterung zeigte sich der Mann kooperativ, verließ seinen Bungalow und legte sich auf den Boden. Seitens der Staatsanwaltschaft wurde für ihn und seine Lebensgefährtin die vorläufige Festnahme angeordnet. Bevor in der Folge die Durchsuchung und kriminaltechnische Arbeit aufgenommen werden konnte, waren noch zwei Hunde in die temporäre Obhut eines Tierheims zu überstellen. Bislang konnte zwar noch keine scharfe Schusswaffe entdeckt werden, aber die Spurenlage am Bungalow des beschossenen Pärchens lässt die Verwendung einer solchen Waffe mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit vermuten. Da der Beschuldigte zu zahlreichen weiteren Objekten Zutrittsmöglichkeiten besitzt, werden die Suchmaßahmen aber auszuweiten sein und in den kommenden Tagen noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Deshalb und auch zum Zwecke einer noch ausstehenden Tatrekonstruktion bleibt das Gelände vorerst weitgehend gesperrt. Inwiefern dem 46-Jährigen und seiner Lebensgefährtin – beide sind u. a. wegen Betäubungsmitteldelikten aktenkundig – auch eine nebenan vorgefundene Cannabispflanzung anzulasten ist, bleibt abzuwarten. Vielleicht wächst dort aber ein Stück weit der Grund für das irrationale Verhalten des 46-Jährigen, wenngleich die Ergründung der tieferliegenden Motivlage noch ganz am Anfang steht. Die Ermittlungen werden derzeit vorrangig wegen versuchten Totschlags geführt, beinhalten aber natürlich auch waffenrechtliche Aspekte. (Loe)