Seit Erwachsenen der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis erlaubt ist und der Eigenanbau von bis zu drei Pflanzen straffrei wurde, hoffte man, den illegalen Markt auszutrocknen. Zusätzlich ermöglicht das Gesetz seit Juli 2024 den legalen Anbau in sogenannten Cannabis-Clubs. In Rüsselsheim hat der Club „Bembel Buds“ zwar erste Mitglieder gewonnen, doch die Realität auf den Straßen erzählt eine andere Geschichte. „Der Schwarzmarkt bleibt für viele attraktiv“, erklärt ein Sprecher der Rüsselsheimer Polizei. „Die Preise sind niedriger, die Verfügbarkeit höher, und es gibt keine bürokratischen Hürden wie bei den Vereinen.“
Laut Schätzungen konsumieren bundesweit etwa fünf Millionen Menschen Cannabis, viele davon weiterhin über informelle Netzwerke oder Straßen-Dealer. In Rüsselsheim hat die Polizei seit Jahresbeginn 2025 bereits über 50 Fälle von illegalem Handel registriert – ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Besonders in Parks und an bekannten Treffpunkten wie dem Mainufer wird der Handel offen betrieben. „Die Dealer sind flexibel und bieten oft stärkeres Material an, das in den Clubs nicht erhältlich ist“, sagt ein Ermittler. THC-Gehalte jenseits der gesetzlichen Grenzen locken vor allem junge Konsumenten an.
Suchtberater sehen die Entwicklung mit Sorge. „Die Legalisierung hat den Konsum enttabuisiert, aber der Zugang zu kontrolliertem Cannabis bleibt schwierig“, meint Anna Berger von der Rüsselsheimer Suchtberatungsstelle. Viele Gelegenheitskiffer scheuen die Mitgliedschaft in einem Club, die mit monatlichen Beiträgen und Mindestlaufzeiten verbunden ist. „Wer nur ab und zu kifft, geht lieber den schnellen Weg über Bekannte oder Dealer“, so Berger. Zudem seien die Kapazitäten der Clubs begrenzt: „Bembel Buds“ kann derzeit nur etwa 200 Mitglieder versorgen – ein Tropfen auf den heißen Stein.
Auch die Qualität spielt eine Rolle. Während legales Cannabis strengen Kontrollen unterliegt, ist Schwarzmarktware oft mit Pestiziden, Schimmel oder synthetischen Zusätzen verunreinigt. „Das Gesundheitsrisiko ist enorm, aber viele nehmen es in Kauf“, warnt Berger. Ein lokaler Mediziner ergänzt: „Wir sehen vermehrt Patienten mit Atemwegsproblemen oder unklaren Vergiftungen, die auf gestrecktes Cannabis zurückzuführen sind.“
Die Politik steht unter Druck. Die SPD Rüsselsheim hatte die Legalisierung als Chance gesehen, organisierte Kriminalität zu schwächen und die Polizei zu entlasten. Doch bisher bleibt der Effekt aus. „Die Infrastruktur für den legalen Markt braucht Zeit“, räumt Joachim Schmid, Vorsitzender der SPD Rüsselsheim, ein. „Wir müssen die Clubs stärken und die Prävention ausbauen.“ Kritiker werfen der Bundesregierung vor, die Umsetzung zu langsam vorangetrieben zu haben. Bundesweit wurden erst etwa 40 Anbauvereine genehmigt – viel zu wenig, um die Nachfrage zu decken.
Für die Bürger von Rüsselsheim bleibt die Situation ambivalent. „Ich dachte, mit der Legalisierung wird alles einfacher und sicherer“, sagt ein 28-jähriger Anwohner. „Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass sich nichts geändert hat – außer, dass mehr Leute offen kiffen.“ Die Polizei plant, ihre Kontrollen zu verstärken, doch ohne flächendeckende Alternativen scheint der Schwarzmarkt in Rüsselsheim vorerst fest im Sattel zu sitzen.
(Stand der Informationen: 12. März 2025)
Rüsselsheim, 12. März 2025 – Ein knappes Jahr nach der Teillegalisierung von Cannabis in Deutschland am 1. April 2024 zeigt sich in Rüsselsheim ein ernüchterndes Bild: Der Schwarzmarkt für die Droge floriert weiterhin, trotz der neuen gesetzlichen Regelungen. Polizei, Suchtberater und lokale Behörden berichten von einer kaum spürbaren Eindämmung des illegalen Handels – ein Ziel, das die Bundesregierung mit der Legalisierung ursprünglich verfolgt hatte.
Seit Erwachsenen der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis erlaubt ist und der Eigenanbau von bis zu drei Pflanzen straffrei wurde, hoffte man, den illegalen Markt auszutrocknen. Zusätzlich ermöglicht das Gesetz seit Juli 2024 den legalen Anbau in sogenannten Cannabis-Clubs. In Rüsselsheim hat der Club „Bembel Buds“ zwar erste Mitglieder gewonnen, doch die Realität auf den Straßen erzählt eine andere Geschichte. „Der Schwarzmarkt bleibt für viele attraktiv“, erklärt ein Sprecher der Rüsselsheimer Polizei. „Die Preise sind niedriger, die Verfügbarkeit höher, und es gibt keine bürokratischen Hürden wie bei den Vereinen.“
Laut Schätzungen konsumieren bundesweit etwa fünf Millionen Menschen Cannabis, viele davon weiterhin über informelle Netzwerke oder Straßen-Dealer. In Rüsselsheim hat die Polizei seit Jahresbeginn 2025 bereits über 50 Fälle von illegalem Handel registriert – ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Besonders in Parks und an bekannten Treffpunkten wie dem Mainufer wird der Handel offen betrieben. „Die Dealer sind flexibel und bieten oft stärkeres Material an, das in den Clubs nicht erhältlich ist“, sagt ein Ermittler. THC-Gehalte jenseits der gesetzlichen Grenzen locken vor allem junge Konsumenten an.
Suchtberater sehen die Entwicklung mit Sorge. „Die Legalisierung hat den Konsum enttabuisiert, aber der Zugang zu kontrolliertem Cannabis bleibt schwierig“, meint Anna Berger von der Rüsselsheimer Suchtberatungsstelle. Viele Gelegenheitskiffer scheuen die Mitgliedschaft in einem Club, die mit monatlichen Beiträgen und Mindestlaufzeiten verbunden ist. „Wer nur ab und zu kifft, geht lieber den schnellen Weg über Bekannte oder Dealer“, so Berger. Zudem seien die Kapazitäten der Clubs begrenzt: „Bembel Buds“ kann derzeit nur etwa 200 Mitglieder versorgen – ein Tropfen auf den heißen Stein.
Auch die Qualität spielt eine Rolle. Während legales Cannabis strengen Kontrollen unterliegt, ist Schwarzmarktware oft mit Pestiziden, Schimmel oder synthetischen Zusätzen verunreinigt. „Das Gesundheitsrisiko ist enorm, aber viele nehmen es in Kauf“, warnt Berger. Ein lokaler Mediziner ergänzt: „Wir sehen vermehrt Patienten mit Atemwegsproblemen oder unklaren Vergiftungen, die auf gestrecktes Cannabis zurückzuführen sind.“
Die Politik steht unter Druck. Die SPD Rüsselsheim hatte die Legalisierung als Chance gesehen, organisierte Kriminalität zu schwächen und die Polizei zu entlasten. Doch bisher bleibt der Effekt aus. „Die Infrastruktur für den legalen Markt braucht Zeit“, räumt Joachim Schmid, Vorsitzender der SPD Rüsselsheim, ein. „Wir müssen die Clubs stärken und die Prävention ausbauen.“ Kritiker werfen der Bundesregierung vor, die Umsetzung zu langsam vorangetrieben zu haben. Bundesweit wurden erst etwa 40 Anbauvereine genehmigt – viel zu wenig, um die Nachfrage zu decken.
Für die Bürger von Rüsselsheim bleibt die Situation ambivalent. „Ich dachte, mit der Legalisierung wird alles einfacher und sicherer“, sagt ein 28-jähriger Anwohner. „Aber jetzt habe ich das Gefühl, dass sich nichts geändert hat – außer, dass mehr Leute offen kiffen.“ Die Polizei plant, ihre Kontrollen zu verstärken, doch ohne flächendeckende Alternativen scheint der Schwarzmarkt in Rüsselsheim vorerst fest im Sattel zu sitzen.
(Stand der Informationen: 12. März 2025)