Berlin – Der politische Sturm um die Rückkehr zur Wehrpflicht nimmt Fahrt auf – und Verteidigungsminister Boris Pistorius steht plötzlich zwischen allen Fronten. Mit seinem Vorstoß für einen neuen „Gesellschaftsdienst“ wollte der SPD-Politiker eigentlich einen Kompromiss vorschlagen. Doch was folgte, war ein politisches Erdbeben: Weder Union noch Teile der eigenen Partei wollen den Vorschlag mittragen. Statt Aufbruchsstimmung gibt es Wut, Misstrauen und lautstarke Kritik.
Die CDU wirft Pistorius Planlosigkeit und fehlende Ernsthaftigkeit vor. Wer über Wehrdienst rede, müsse auch sagen, wie das organisatorisch funktionieren soll – Kasernen, Ausbilder, Strukturen: alles fehlt. Und währenddessen fragt sich die SPD-Basis, warum ausgerechnet ein Sozialdemokrat eine Dienstpflicht forcieren will, die vor Jahren aus gutem Grund abgeschafft wurde. Statt einer klaren Linie liefert Pistorius ein politisches Durcheinander, das niemandem gerecht wird – weder der Bundeswehr noch der Jugend.
Was als sicherheitspolitische Debatte begann, ist längst zum parteipolitischen Machtkampf geworden. Und Pistorius? Der wirkt zunehmend isoliert. Der Minister, einst Hoffnungsträger mit klarer Sprache, gerät unter Druck – auch wegen wachsender Zweifel an der Umsetzbarkeit seiner Vorschläge. Die Wehrdienst-Frage wird so zum Symbol für das größere Problem: eine Regierung, die auf Konflikte reagiert, aber keine Antworten liefert. Und ein Minister, der plötzlich selbst zum Sicherheitsrisiko in der politischen Debatte geworden ist.
