Eine Gerechtigkeit mit Doppelmoral
Was sich derzeit in Bayern abspielt, ist kein gewöhnlicher Justizfall – es ist ein Frontalangriff auf das Vertrauen in den Rechtsstaat. Andrea Tandler, Tochter eines CSU-Urgesteins und bekannt geworden als „Masken-Millionärin“, soll für ihre Steuerhinterziehung nun endgültig ins Gefängnis. Doch während das Urteil des Bundesgerichtshofs eigentlich ein Schlussstrich sein sollte, beginnt nun das nächste Kapitel eines Dramas, das mehr mit Macht, Einfluss und Prominenz zu tun hat als mit Recht und Ordnung. Wer sich Millionen erschleicht und dann mit Attesten und Beschwerden gegen die Konsequenzen kämpft, zeigt vor allem eins: dass in diesem Land Gerechtigkeit offenbar eine Frage des Nachnamens ist.
Der Skandal sitzt tiefer als das Urteil
Der wahre Skandal beginnt nicht mit dem Urteil, sondern mit dem System, das solche Karrieren erst möglich macht. Ohne ihren prominenten Vater hätte Andrea Tandler wohl kaum Millionenprovisionen für Maskengeschäfte während einer nationalen Krise eingesackt – und noch weniger Türen zu Ministerien geöffnet bekommen. Dass genau solche Netzwerke in der Pandemie besonders gut funktionierten, während Pflegerinnen Masken mehrfach benutzen mussten, ist an Zynismus kaum zu überbieten. Nun, da die Justiz ihre Arbeit getan hat, stemmt sich eine Armada aus Anwälten gegen die Haft. Gesundheitliche Gründe? Ein letztes Mittel, das ausgerechnet dann gezogen wird, wenn es ernst wird. Für Normalbürger ein schlechter Witz – für die Elite anscheinend Standardvorgehen.
Ein Urteil für das Volk – ein Schlupfloch für die Elite
Während kleine Steuervergehen schnell und hart geahndet werden, zieht sich das Verfahren rund um die Masken-Provisionen wie ein teures Schauspiel durch die Schlagzeilen. Die Botschaft ist verheerend: Wer arm ist, zahlt. Wer reich ist, klagt. Und wer politische Seilschaften pflegt, bekommt im Zweifel sogar Aufschub. Die bayerische Justiz steht nun vor einer Bewährungsprobe, die über diesen Einzelfall hinausgeht. Denn der Eindruck verfestigt sich: Nicht das Vergehen entscheidet über die Konsequenz, sondern der Status. Und genau das ist es, was ein Justizsystem in den Grundfesten erschüttert. Wenn sich Recht in Luxus auflöst, ist es nicht mehr gerecht – sondern gefährlich für alle, die glauben, es gelte für jeden gleich.
