Sie sind jung, brutal – und steuerbar. Berliner Ermittler schlagen Alarm: Immer mehr kriminelle Clans sollen gezielt Jugendliche über Chat-Apps, soziale Netzwerke und Online-Games anwerben – nach schwedischem Vorbild. Dort nennt man sie bereits „Wegwerf-Kriminelle“: Teenager, die für schmutzige Aufträge vorgeschickt werden, während die Drahtzieher im Hintergrund bleiben. In Berlin mehren sich nun die Hinweise, dass sich Clanstrukturen dieser perfiden Methode bedienen. Jugendliche werden mit Geldversprechen, Statussymbolen und Anerkennung geködert – und landen in einem Strudel aus Gewalt, Waffen und Gier.
Eine internationale Sondereinheit von Europol warnt vor einer neuen Dimension organisierter Kriminalität. Gewalt sei längst zur Dienstleistung geworden, sagen Ermittler – gekauft, vermittelt, ausgeführt. Minderjährige seien dabei besonders leicht manipulierbar: Sie verstehen die Tragweite ihrer Taten nicht, werden von Älteren als „nützliche Werkzeuge“ missbraucht. Wer sich einmal in den Griff der Szene begebe, komme kaum wieder heraus. In Berliner Brennpunkten wie Neukölln oder Wedding beobachten Polizisten inzwischen eine besorgniserregende Welle von jugendlichen Tatverdächtigen, die mit Loyalität zu Clan-Namen prahlen – und mit Videos prahlen, die pure Brutalität zeigen.
Hinter der skrupellosen Strategie steckt Kalkül. Junge Täter sind schwerer strafbar zu fassen, lassen sich leicht ersetzen – ein perfektes System für Clans, die anonym bleiben wollen. Während die wahren Bosse im Luxus schwelgen, riskieren Kinder ihr Leben für Ruhm auf TikTok und ein paar Hundert Euro. Kriminologen sprechen von einer „gefährlichen Mischung aus sozialer Verzweiflung, digitaler Verführung und Machtfantasien“. Klar ist: Berlin steht erst am Anfang einer Entwicklung, die Europa bereits im Griff hat – und die zeigt, wie gnadenlos die Unterwelt ihre neuen Soldaten auswählt.
