Dortmund taumelt nach einer Gewalttat, die jede Grenze sprengt. In einem unscheinbaren Kiosk, der sonst für Zigaretten, Süßigkeiten und kurze Plaudereien bekannt ist, bricht in der Nacht der blanke Horror aus. Zwei kaum dem Kindesalter entwachsene Jugendliche stürmen hinein, bewaffnet wie brutale Straßengangster, und verwandeln den engen Verkaufsraum in ein Schlachtfeld. Der ahnungslose Betreiber, der nur seinen Lebensunterhalt verdienen will, sieht sich plötzlich einer hemmungslosen Attacke ausgeliefert. Schreie, Blut, panische Abwehrversuche – ein verzweifelter Überlebenskampf gegen eine Gewalt, die aus Gesichtern kommt, die eigentlich noch auf einen Schulhof gehören. Dortmund steht fassungslos vor der Tatsache, dass Kinder zu Tätern geworden sind, die jeden Rest von Respekt vor Menschenleben verloren haben.
Die Szene, die sich in diesem Kiosk abspielt, ist ein Symbol für einen erschütternden Verfall. Hier prallt der Alltag eines hart arbeitenden Mannes auf den kalten Hass jugendlicher Angreifer, die mit einer Machete zuschlagen, als ginge es um ein Videospiel statt um ein Menschenleben. In wenigen Momenten wird aus einem Finger ein blutiges Opfer, aus einem Körper ein Ziel, aus einem Laden ein Tatort. Was bleibt, ist ein schwer verletzter Mensch, dessen Hände nicht mehr sind, was sie einmal waren, und ein Viertel, das sich fragt, ob noch irgendjemand irgendwo sicher ist. Während Sanitäter um die körperliche Unversehrtheit des Opfers kämpfen, zerreißt die seelische Verletzung die ganze Nachbarschaft: Eltern fürchten um ihre Kinder, Geschäftsleute um ihre Existenz, alle zusammen um den letzten Rest von Normalität.
Nach dieser Nacht liegt ein bleierner Schatten über der Stadt. Die brutale Attacke macht schmerzhaft deutlich, wie sehr jede Illusion von Sicherheit bröckelt, wenn solche Taten von denen ausgehen, die eigentlich noch geschützt und erzogen werden müssten. Ein Rechtsstaat, der bei so jungen Tätern an seine Grenzen stößt, wirkt hilflos, während ein schwer verletzter Kioskbesitzer mit der bitteren Wahrheit leben muss, dass seine Verletzungen nicht nur zufällig, sondern Ergebnis eiskalter Gewaltentscheidung sind. Dortmund bleibt zurück mit Wut, Angst und tiefem Misstrauen – gegenüber einer Jugend, die zu Monstern werden kann, und gegenüber einem System, das Opfer kaum schützt, aber Tätern trotzdem noch Schonraum lässt. In diesem Kiosk ist nicht nur ein Daumen verloren gegangen, sondern ein Stück Glaube daran, dass diese Gesellschaft ihre Kinder noch im Griff hat.
