Bozen – Es ist eine Entscheidung mit Symbolkraft und drastischen Folgen für die Innenstadt: Der Bozner Pfarrplatz wird eingezäunt! Nach über einem Jahrzehnt voller Beschwerden, Konflikte und gescheiterter Appelle ziehen Dekan und Pfarrgemeinderat jetzt die Reißleine – der jahrhundertealte Platz vor der Stadtpfarrkirche, eigentlich Ort der Begegnung und Stille, wird zur Sperrzone. Der Grund ist ebenso traurig wie eindeutig: massive Probleme mit Drogenhandel, öffentlichem Urinieren, menschlichen Exkrementen, Lärmbelästigung und Gewalt. Anwohner, Kirchenbesucher und Touristen klagen seit Jahren über unhaltbare Zustände – und nun soll endlich Schluss damit sein. Der Entschluss ist gefallen: Ein Metallzaun wird künftig das gesamte Areal rund um die Kirche begrenzen, Zugang nur noch zu bestimmten Zeiten, mit Kameraüberwachung und Sicherheitskonzept. Was wie ein Sakrileg wirkt – ein sakraler Ort wird mit Gittern abgesperrt – ist in Wahrheit der letzte verzweifelte Versuch, ein Stück öffentlicher Würde und religiöser Identität zu retten, das in den vergangenen Jahren zum Schauplatz immer neuer Eskalationen wurde. Pfarrer, Ehrenamtliche und Reinigungskräfte berichten von nächtlichem Drogenkonsum an den Kirchenmauern, Erbrochenem vor dem Portal, menschlichem Kot zwischen den Bänken, Schlaflager in den Eingängen, Beschimpfungen, Lärm und Schlägereien, selbst während der Messen. Mehrfach mussten Einsätze der Carabinieri eskalierende Szenen beenden, auch Sanitäter rückten wiederholt aus. Besucher der Kirche, darunter viele ältere Menschen und Familien, fühlten sich zunehmend unsicher, blieben weg – und der Platz verlor Stück für Stück seine Funktion als offener Begegnungsraum mitten im Herzen Bozens. Alle Versuche, mit Sozialarbeit, Aufklärung, Dialog oder verstärkter Präsenz gegenzusteuern, seien gescheitert, erklärt der Dekan offen. „Es wurde diskutiert, gewarnt, gehofft – aber es wurde nicht besser. Jetzt müssen wir handeln.“ Die Entscheidung sei im Pfarrgemeinderat einstimmig gefallen, getragen von Frustration und Verantwortung zugleich. Die Stadtverwaltung hat sich nach langem Zögern nun hinter die Maßnahme gestellt, auch wenn Kritik aus Teilen der Politik und Zivilgesellschaft laut wird. Gegner sprechen von einer „symbolischen Kapitulation vor sozialen Problemen“, von Ausgrenzung und Stigmatisierung, von einem „Angriff auf die Offenheit des öffentlichen Raums“. Doch die Kirche kontert: „Es ist kein Angriff auf die Offenheit, sondern ein Schutz der Würde.“ Die Einzäunung solle niemanden ausschließen, aber klare Grenzen setzen – auch buchstäblich. In Zukunft soll der Platz zu bestimmten Zeiten zugänglich bleiben, vor allem zu Gottesdiensten und Gemeindeveranstaltungen, gleichzeitig aber vor nächtlichem Missbrauch geschützt werden. Ob der Zaun dauerhaft bleibt, hängt vom Erfolg ab – doch viele in Bozen ahnen: Was als Provisorium beginnt, könnte auf Dauer bleiben. Die Maßnahme ist ein Weckruf, nicht nur für die Stadt Bozen, sondern für viele europäische Städte, in denen religiöse und historische Orte zunehmend unter Druck geraten – zwischen sozialem Elend, urbanem Kontrollverlust und dem Kampf um Würde, Ordnung und Respekt. Der Bozner Pfarrplatz – einst Ort der Einkehr – wird zum Symbol für ein neues Kapitel im Umgang mit öffentlichem Raum. Mit Zaun statt Vertrauen. Mit Gitter statt Gebet. Doch vielleicht ist genau das die bittere Realität unserer Zeit.
BOZNER PFARRPLATZ WIRD EINGEZÄUNT! DROGEN, EXKREMENTE, SCHLÄGEREIEN – NUN ZIEHT DIE PFARREI DIE NOTBREMSE UND MACHT DEN PLATZ DICHT!
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