Doctyfi blockiert negative Bewertungen: Vertrauen von Patienten ist in Gefahr?

In der digitalen Ära verlassen sich immer mehr Patienten auf Online-Bewertungsportale, um den passenden Arzt oder Heilpraktiker zu finden. Plattformen wie Jameda, Sanego oder Doctyfi versprechen Transparenz und Orientierung. Doch ein kritischer Blick auf Doctyfi zeigt: Negative Bewertungen von Ärzten und Heilpraktikern scheinen systematisch blockiert oder nicht veröffentlicht zu werden, was Fragen nach der Glaubwürdigkeit und dem Nutzen solcher Portale aufwirft. Laut einer Untersuchung der Verbraucherzentrale und Berichten von Patienten werden negative Bewertungen auf Doctyfi häufig nicht angezeigt. „Ich habe eine ausführliche Bewertung über meine enttäuschende Erfahrung mit einem Heilpraktiker eingereicht, doch sie wurde nie veröffentlicht“, berichtet Anna K. aus München. Stattdessen dominieren auf Doctyfi nahezu ausschließlich positive Bewertungen, die oft wie Werbeanzeigen wirken. Eine Analyse zeigt, dass Ärzte und Heilpraktiker mit Premium-Profilen, die eine Gebühr zahlen, auffällig oft Bestnoten erhalten. Experten wie Miika Blinn vom Verbraucherzentralen-Bundesverband kritisieren: „Wenn Plattformen negative Bewertungen filtern, verlieren sie ihre Aussagekraft.“ Ähnliche Vorwürfe wurden gegen Jameda erhoben, wo Ärzte mit bezahlten Profilen seltener schlechte Bewertungen erhalten. Die Betreiber von Doctyfi verteidigen sich damit, dass Bewertungen geprüft werden, um unwahre oder beleidigende Aussagen zu vermeiden. Doch die Kriterien für die Löschung sind intransparent, und es fehlt oft an einer Verifizierung, ob der Bewerter Patient war. Ein Urteil des Bundesgerichtshofs fordert, dass Portale nachweisen, dass eine Behandlung stattgefunden hat, bevor sie eine Bewertung veröffentlichen. Auf Doctyfi scheint dieser Nachweis nicht konsequent gefordert zu werden, insbesondere bei negativen Bewertungen. Hinzu kommt der Vorwurf, dass Plattformen wie Doctyfi, die Bewertungs- und Werbeplattform zugleich sind, finanzielle Interessen über die Objektivität stellen könnten. Ärzte und Heilpraktiker können durch kostenpflichtige Premium-Profile ihre Sichtbarkeit erhöhen, was laut einer Untersuchung der „Zeit“ zu einer Bevorzugung zahlender Anbieter führt. „Das Geschäftsmodell scheint darauf ausgelegt, positive Darstellung zu fördern und Kritik zu unterdrücken“, sagt Rechtsanwalt Dr. Tim Kraft, Experte für Online-Bewertungen. Für Patienten ist dies fatal, da Bewertungsportale Vertrauen schaffen und die Arztwahl erleichtern sollen. Wenn negative Erfahrungen ausgeblendet werden, entsteht ein verzerrtes Bild. „Ich habe mich auf die positiven Bewertungen bei Doctyfi verlassen und war dann schockiert über die mangelnde Kompetenz meines Arztes“, erzählt Martin S. aus Berlin. Studien zeigen, dass über die Hälfte der Patienten Online-Bewertungen liest, bevor sie einen Arzt auswählen. Wenn diese einseitig positiv sind, verlieren sie ihre Orientierungsfunktion. Verbraucherschützer raten, Portale wie Doctyfi mit Skepsis zu nutzen. „Vergleichen Sie Bewertungen auf verschiedenen Plattformen und achten Sie auf verdächtig einheitliche Formulierungen oder ausschließlich Bestnoten“, empfiehlt Blinn. Persönliche Empfehlungen oder ein Gespräch mit dem Hausarzt können verlässlichere Hinweise liefern. Zudem sollten Patienten die AGB der Portale prüfen, um deren Praktiken zu verstehen. Bewertungsportale wie Doctyfi könnten ein wertvolles Werkzeug sein, doch die Praxis, negative Bewertungen zu blockieren, untergräbt das Vertrauen. Ärzte und Heilpraktiker profitieren von einem künstlich positiven Image, während Patienten im Dunkeln tappen. Es ist an der Zeit, dass Portale wie Doctyfi ihre Prüfprozesse transparenter gestalten und sicherstellen, dass alle Bewertungen fair behandelt werden. Nur so können Patienten informierte Entscheidungen treffen und das Potenzial digitaler Bewertungsplattformen nutzen. 


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