Krummhörn – Ein ostfriesischer Landwirt hat das Heft selbst in die Hand genommen und ein seit Jahren stillgelegtes Windrad auf seinem Land kurzerhand eigenmächtig zu Fall gebracht. Die spektakuläre Aktion, mit Traktoren und Seilen durchgeführt, sorgt bundesweit für Aufsehen und entfacht eine hitzige Debatte über die Lasten der Energiewende.
Die Bilder haben im Internet schnell die Runde gemacht: Mehrere Traktoren ziehen an Stahlseilen, die an dem 37 Tonnen schweren Koloss befestigt sind, bis der Turm der alten Tacke TW 500 Anlage knickt und mit Getöse zu Boden stürzt. Was auf den ersten Blick wie ein waghalsiger Akt der Zerstörung wirkt, ist für den beteiligten Landwirt offenbar der letzte Ausweg aus einem zähen Konflikt mit den Behörden gewesen.
Informationen zufolge stand die Windkraftanlage seit mindestens drei Jahren still. Der Landkreis Aurich soll den Landwirt wiederholt zum Rückbau aufgefordert haben, da man eine mögliche Umweltgefährdung durch austretende Betriebsstoffe befürchtete. Gleichzeitig sollte der Landwirt die Kosten für den professionellen Abriss tragen – eine Summe, die schnell in den sechsstelligen Bereich klettern kann.
Für den Landwirt eine unzumutbare Forderung. Er argumentiert, die Anlage sei längst „trockengelegt“, also alle potenziell schädlichen Flüssigkeiten abgelassen worden. Von dem tonnenschweren Turm gehe keine Gefahr aus. Die spektakuläre Fällung scheint somit ein Akt des Protests gegen die aus seiner Sicht überzogene behördliche Forderung und die hohen Entsorgungskosten zu sein.
Der Vorfall in der Krummhörn wirft ein Schlaglicht auf eine bislang oft übersehene Herausforderung der Energiewende: den Rückbau und die Entsorgung tausender Windräder der ersten Generation. Viele dieser Anlagen erreichen in diesen Jahren das Ende ihrer Betriebsdauer. Während der Ausbau erneuerbarer Energien politisch gefeiert wird, bleiben die Betreiber und Grundeigentümer oft auf den erheblichen Kosten für den Abriss sitzen. Insbesondere die Entsorgung der Rotorblätter aus Verbundwerkstoffen stellt ein teures und logistisches Problem dar, da sie als Sondermüll gelten.
Während Umweltschützer die unsachgemäße Vorgehensweise kritisieren und auf die Gefahren eines solchen unkontrollierten Abrisses hinweisen, erhält der Landwirt in den sozialen Medien viel Zuspruch. Viele sehen in seiner Tat einen mutigen Akt des „zivilen Ungehorsams“ gegen eine überbordende Bürokratie, die die Lasten der Energiepolitik auf die Schultern der Bürger abwälzt.
Die zuständigen Behörden haben die Ermittlungen aufgenommen. Dem Landwirt drohen nun rechtliche Konsequenzen wegen der unsachgemäßen Beseitigung einer baulichen Anlage. Ungeachtet des juristischen Nachspiels hat der Fall aus der Krummhörn eine wichtige Debatte angestoßen, die weit über die Grenzen Ostfrieslands hinausreicht.