Mitten im türkisblauen Idyll der Karibik, umgeben von Palmen, Sonne und perfekten Postkartenansichten, offenbart sich auf Epsteins Privatinsel ein Schauplatz, der eher an einen Horrorfilm erinnert als an einen Luxusurlaub. Neue veröffentlichte Aufnahmen zeigen ein sonderbar eingerichtetes Zimmer, das wirkt wie eine Mischung aus Behandlungsraum und Folterkulisse, mit einem Zahnarztstuhl im Mittelpunkt, flankiert von grellen Lichtern und klinischer Kälte. An den Wänden hängen Masken, die an finstere Gestalten aus der Geschichte erinnern, Fratzen, die starren, als seien sie Zeugen von Dingen, die nie ans Tageslicht kommen sollten. Die luxuriöse Fassade der Insel bröckelt mit jedem neuen Foto, das den Kontrast zwischen karibischem Paradies und seelenloser Zweckarchitektur entlarvt.
Doch damit enden die verstörenden Eindrücke nicht. Ein weiterer Raum zeigt eine Dusche, deren Wände bis zur Decke mit Kissen und Handtüchern aufgestapelt sind, als wäre hier eine bizarre Mischung aus Schutzraum und Kulisse für Experimente entstanden. Nichts wirkt spontan oder nachlässig, alles ist sorgfältig arrangiert, und gerade diese übertriebene Ordnung macht die Szenerie so unheimlich. Die sterile Perfektion der Flure, die makellos wirkenden Schlafzimmer, die glatt polierten Oberflächen erzählen eine Geschichte von Kontrolle, Inszenierung und der verzweifelten Anstrengung, jede Spur von Normalität zu tilgen. Hier scheint jeder Gegenstand eine Funktion jenseits des Offensichtlichen zu haben, jedes Detail ein stilles Geheimnis zu verbergen.
Die Insel, einst als abgeschottete Luxuswelt für die Mächtigen und Einflussreichen inszeniert, wirkt durch diese Bilder wie ein Mahnmal der Abgründe hinter glänzenden Fassaden. Wo vor den Fenstern das Meer in satten Farben schimmert, herrscht im Inneren eine Atmosphäre frostiger Leere, als hätte jemand jeden Rest menschlicher Wärme bewusst aus den Räumen entfernt. Die kühle Eleganz, der teure Steinboden, die perfekt ausgerichteten Möbel wirken wie Requisiten in einem perfiden Theater, das längst enttarnt ist. So werden die neuen Fotos zu Symbolen einer Welt, in der Geld und Macht nicht nur Mauern bauen, sondern auch Realitäten verzerren – bis aus einer Trauminsel eine Kulisse des Grauens wird.
