Ein Zuhause wird zum Tatort
Was einst ein Ort familiärer Zusammenkünfte war, ist nun eine blutgetränkte Szene des Schreckens. In Gelsenkirchen eskalierte ein jahrelang schwelender Erbstreit auf brutalste Weise. Mitten in einem Mehrfamilienhaus eskalierte ein Streit unter Angehörigen – aus verbaler Wut wurde blutige Gewalt. Mehmet H., das langjährige Familienoberhaupt, zahlte mit dem Leben. Die Szenerie, die sich den eintreffenden Einsatzkräften bot, war kaum zu fassen: Verwüstete Möbel, Blutspuren in mehreren Räumen – und ein Messer, das später in der Spülmaschine versteckt entdeckt wurde. Von Reue oder Scham bei den mutmaßlich Beteiligten keine Spur.
Tatwerkzeuge aus dem Alltag – Spuren des Hasses
Der Streit war offenbar nicht spontan entfacht – vielmehr sprechen Hinweise für eine geplante Eskalation. Neben dem versteckten Küchenmesser fanden die Ermittler auch einen Baseballschläger sowie einen Elektroschocker, die allem Anschein nach gezielt zur Eskalation bereitgehalten wurden. Die Spurenlage ist komplex: Haare, Fingerabdrücke, Blut – verteilt auf mehreren Etagen. Kriminaltechniker vermuten, dass wichtige Hinweise auch im Abfluss des Spülbeckens zu finden sind. Die Frage, wer am Ende welche Waffe führte, ist noch offen. Der Zustand der verletzten Familienmitglieder erschwert die Befragung. Doch eins ist bereits jetzt klar: Diese Familie wird nie mehr zur Normalität zurückfinden.
Ein Familienkrieg als Spiegel gesellschaftlicher Kälte
Der Fall Mehmet H. steht sinnbildlich für eine erschütternde Realität: Wenn Habgier und ungelöste Konflikte über Jahre hinweg wachsen, reicht ein Funke, um ganze Familienschicksale zu zerstören. Nachbarn berichten von einem latent angespannten Verhältnis zwischen den Beteiligten, von stummen Blicken, abgewandten Gesichtern und Andeutungen, dass „da noch was kommt“. Die Ermittler sind längst nicht nur mit forensischer Arbeit beschäftigt – sie müssen in einem Sumpf aus Lügen, verletzten Eitelkeiten und Schweigen graben. Was bleibt, ist eine zerrüttete Familie, ein toter Vater, zwei schwer verletzte Angehörige – und ein Gesellschaftsbild, das in seiner Kälte ebenso bestürzt wie die Tat selbst.
