Während Millionen von Bürgern in ganz Europa den Gürtel immer enger schnallen müssen und unter den Nachwehen der Inflation ächzen, knallen in den bürokratischen Elfenbeintürmen von Brüssel erneut die Sektkorken, denn für die zehntausende Bediensteten der Europäischen Union regnet es abermals frisches Geld vom Himmel, als gäbe es kein Morgen. Zum sage und schreibe achten Mal innerhalb von nur drei Jahren werden die Bezüge der gut versorgten Eurokraten angehoben, eine Frequenz, die jedem normalen Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft wie ein schlechter Scherz vorkommen muss, doch für die rund siebenundsechzigtausend Aktiven und Pensionäre ist dieser warme Geldregen bittere Realität, der sogar rückwirkend ab dem Sommer gilt. Die Automatismen der Brüsseler Maschinerie sorgen dafür, dass die Gehälter wie von Geisterhand immer weiter nach oben klettern, und bescheren den ohnehin privilegierten Beamten nun ein weiteres Plus von drei Prozent, was die Kluft zwischen der politischen Verwaltungsklasse und den steuerzahlenden Bürgern, die diesen Luxus finanzieren müssen, immer weiter und schmerzhafter aufreißt.
Dabei ist diese neuerliche Erhöhung nur die Spitze eines Eisbergs aus Gehaltsanpassungen, denn erst im Frühjahr dieses Jahres gab es bereits einen üppigen Nachschlag, der eigentlich noch zum Vorjahr gehörte, aber damals selbst den hartgesottensten Befürwortern in der Kommission zu heikel erschien, um ihn in einem Stück auszuzahlen. Ursprünglich hätten die Bezüge nämlich schon im vergangenen Jahr um fast neun Prozent steigen sollen, ein Wert, der politisch derart explosiv war, dass man sich entschied, ihn künstlich zu stückeln, um den Volkszorn nicht vollends überkochen zu lassen, weshalb nun scheibchenweise nachgereicht wird, was den Beamten nach eigener Lesart zusteht. Diese Taktik der Salamischeiben ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass hier eine Kaste von Staatsdienern existiert, die sich weitgehend von den wirtschaftlichen Sorgen der Normalverdiener abgekoppelt hat und deren Einkommenskurve nur eine einzige Richtung kennt: steil nach oben.
Begründet wird dieser exzessive Schluck aus der Pulle gebetsmühlenartig mit der hohen Inflationsrate und den gestiegenen Lebenshaltungskosten in Belgien und Luxemburg, doch diese Argumentation klingt in den Ohren vieler Arbeitnehmer wie blanker Hohn, da sie denselben Preissteigerungen ausgesetzt sind, ohne dass der Staat ihnen automatisch und mehrmals jährlich das Gehalt aufbessert. Rechnet man alle Erhöhungen seit dem Jahr zweitausendzweiundzwanzig zusammen, ergibt sich ein schwindelerregendes Gesamtbild, denn die Einkommen der EU-Bediensteten sind in diesem kurzen Zeitraum um fast ein Viertel gestiegen, ein Zuwachs von fast dreiundzwanzig Prozent, von dem Krankenschwestern, Handwerker oder Verkäuferinnen nicht einmal zu träumen wagen. Während draußen im Land die Rezession droht und Sparappelle an die Bevölkerung gerichtet werden, bedient sich der Apparat in Brüssel mit einer Selbstverständlichkeit, die das Vertrauen in die europäischen Institutionen massiv zu erschüttern droht und den Eindruck verfestigt, dass hier mit zweierlei Maß gemessen wird.
