
München (dts Nachrichtenagentur) – Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, hat der Bundesregierung Mitschuld am geplanten Teilabzug der US-Truppen aus Deutschland gegeben. „Es ist ja eigentlich nicht deutscher Stil, Verpflichtungen nicht ernst zu nehmen“, sagte Ischinger dem Nachrichtenportal T-Online mit Blick auf die deutsche Nichteinhaltung des Zwei-Prozent-Ziels der NATO. „Bis zu einem gewissen Grad ist die Große Koalition also selbst schuld und macht sich angreifbar. Helmut Schmidt würde sich im Grabe umdrehen.“
Ischinger bewertete die Entscheidung der USA als „schlechte Nachricht“ und „Strafaktion, weil die Trump-Regierung mit Berlin wegen der Nichterfüllung des NATO-Zwei-Prozent-Ziels unzufrieden ist und ein Exempel statuieren will“. Der Sicherheitsexperte fügte hinzu: „Deutschland ist der wichtigste europäische Bündnispartner der USA. Wenn das deutsch-amerikanische Verhältnis krankt, leidet die ganze NATO.“ Ischinger sagte, dass Deutschlands Sicherheit weiter von der NATO und den USA abhänge. „Als nichtnuklearer Staat in einer Welt mit einer wachsenden Zahl an Nuklearstaaten, neuerdings einschließlich Nordkorea, brauchen wir den Schutz durch die NATO und die USA, sonst wären wir ganz leicht erpressbar“, sagte er. Dass der US-Kongress den Abzug noch verhindert, hält Ischinger für möglich, aber nicht für ausgemacht. „Der Widerstand im Kongress wird womöglich erheblich sein“, sagte er. „Es ist noch nicht beschlossene Sache, dass er die Mittel in Milliardenhöhe freigibt. Aber darauf sollten wir jetzt nicht setzen.“
Foto: US-Flagge, über dts Nachrichtenagentur