Was nach einem Satire-Sketch klingt, ist bittere Realität in der Hauptstadt: Die Kette LAP Coffee wird zum Zentrum einer Eskalation, bei der es längst nicht mehr nur um Koffein geht. 14 ihrer Läden wurden mit roter Farbe beschmiert, Boykottaufrufe verbreiten sich im Netz – und das alles wegen eines Cappuccinos für 2,50 Euro. Während manche jubeln, dass guter Kaffee nicht teuer sein muss, wittern andere das große Fressen durch Investoren, die ganze Kieze umkrempeln wollen. Berlin steht kurz vor dem Barista-Bürgerkrieg.
Der Vorwurf: kapitalistische Übernahme unter dem Deckmantel des Lifestyles. Denn hinter dem LAP-Konzept stecken nicht etwa kleine Röstereien, sondern finanzkräftige Geldgeber mit klarem Ziel: maximale Effizienz durch kleine Läden und Kaffee aus dem Automaten. Für Traditionscafés mit Handaufguss und Kuchen vom Blech wird der Raum enger – und der Protest lauter. Die Polizei spricht inzwischen von politisch motivierten Angriffen, doch viele Aktivisten sehen sich als „Verteidiger der Kiezkultur“. Dass rote Farbe zu ihrer Waffe wird, zeigt: Hier geht es nicht um Geschmack – sondern ums Prinzip.
LAP-Chef Hage schweigt nicht – und gießt Öl ins Feuer. Auf Nachfrage verteidigt er sein Modell als „Demokratisierung des Kaffeegenusses“. Seine Botschaft: Warum soll guter Kaffee nicht für alle bezahlbar sein? Doch in den Augen seiner Kritiker ist LAP genau das Gegenteil – ein Symbol für die Verdrängung kleiner Betriebe und seelenloses Systemgastronomie-Design. Zwischen Latte-Art-Idealisten und Investoren-Realisten spitzt sich die Stimmung zu. Berlin tobt – und mittendrin: ein Plastikbecher Cappuccino, heißer als je zuvor.
