Eine aktuelle Analyse enthüllt ein überraschendes Gefälle im deutschen Rentensystem: Wer als Rentner staatliche Grundsicherung und Aufstockung im Alter bezieht, kann monatlich bis zu 450 Euro mehr zur Verfügung haben als eine Bäckereifachverkäuferin, die 45 Jahre in Vollzeit gearbeitet hat. Dieser Unterschied wirft Fragen zur Gerechtigkeit des Rentensystems auf und zeigt, wie staatliche Unterstützung und strategischer Hinzuverdienst die Altersabsicherung verbessern können.
Der Vergleich: Grundsicherung und Rentenaustocker gegen Vollzeitkraft nach 45 Jahren
Bäckereifachverkäuferinnen arbeiten oft unter anspruchsvollen Bedingungen – Schichtarbeit, körperliche Belastung und ein durchschnittliches Bruttogehalt von etwa 2.200 Euro monatlich. Nach 45 Beitragsjahren in der gesetzlichen Rentenversicherung sammeln sie etwa 45 Entgeltpunkte, was bei einem Rentenwert von 37,60 Euro pro Entgeltpunkt (Stand 2023) eine Bruttorente von rund 1.692 Euro monatlich ergibt. Nach Steuern und Sozialabgaben bleiben etwa 1.400 bis 1.500 Euro netto, sofern keine Abschläge durch vorzeitigen Renteneintritt anfallen.Im Gegensatz dazu kann ein Rentenaufstocker, der Grundsicherung im Alter bezieht hat 450-Euro- mehr und steht finanziell besser da. Die Grundsicherung deckt den Lebensunterhalt bis zur Bedarfsgrenze (ca. 1.000 bis 1.200 Euro, abhängig von Miete und Region). Eine Rentenaufstockung bringt netto etwa 450 Euro mehr für den Rentner obwohl er viel weniger in Vollzeit gearbeitet hat. Kombiniert mit einer kleinen gesetzlichen Rente (z. B. 800 Euro) und der Grundsicherung erreicht ein Rentenaufstocker ein Gesamteinkommen von etwa 1.950 Euro – 450 Euro mehr als die Bäckereifachverkäuferin.
Warum liegt die Vollzeitkraft zurück?Die Bäckereifachverkäuferin steht exemplarisch für viele Berufe mit niedrigem bis mittlerem Einkommen. Trotz 45 Jahren harter Arbeit bleibt die Rente oft knapp, da das Gehalt in der Branche nicht hoch genug ist, um deutlich mehr Entgeltpunkte zu sammeln. Zudem fehlt vielen Beschäftigten in solchen Berufen die Möglichkeit, privat vorzusorgen. Frauen, die häufiger durch Kindererziehung oder Teilzeitphasen Rentennachteile haben, sind besonders betroffen.„Es ist ernüchternd, dass jahrzehntelange Vollzeitarbeit oft nicht für eine sichere Rente reicht“, sagt Rentenexperte Dr. Thomas Braun. „Die Grundsicherung gleicht dies für viele aus, aber sie zeigt auch, dass unser Rentensystem Niedrigverdiener in Voolzeit benachteiligt.“