Virus-Horror auf hoher See: Hunderte Passagiere in Gefahr!

Auf dem Ozean herrschte zunächst Ungewissheit und Angst. Die AIDAdiva, eines der Flaggschiffe der Rostocker Reederei, hatte sich in eine schwimmende Petri-Schale verwandelt – und niemand an Bord wusste anfangs, wie ernst die Lage wirklich war. Dann kam die offizielle Meldung: Norovirus-Ausbruch. Über hundert Menschen infiziert, verteilt auf fast zweieinhalbtausend Passagiere und Crew, die sich auf einer Weltreise befanden, die als Traum hätte sein sollen. Ein Alptraum war es geworden. Die US-Gesundheitsbehörde CDC hatte die Daten gesammelt und veröffentlicht – schwarz auf weiß, für jeden einsehbar. Männer, Frauen, Kinder, auch Crew-Mitglieder, alle betroffen von einem unsichtbaren Feind, der zwischen den Kabinen wanderte wie ein Geist. Für viele an Bord war es eine grausame Erkenntnis: Der Luxus der Weltreise, für den sie Zehntausende Euro bezahlt hatten, war zur Falle geworden. In engen Räumen, wo sich Menschen drängen, wo Luft zirkuliert und Oberflächen berührt werden – dort ist das Norovirus König. Die AIDAdiva war sein Königreich geworden.

Die Isolation wurde zur neuen Realität für viele Passagiere. Familien wurden getrennt, Paare entfernt voneinander, Menschen sperrten sich in ihre Kabinen ein, während draußen die Desinfektionsteams in Schutzanzügen ihre Arbeit verrichteten. Ein Passagier berichtete von seinem Horror: Seine Eltern waren erkrankt, er durfte sie nicht sehen, konnte nur hoffen, dass es ihnen besser ging. Solche Szenen spielten sich in hundert verschiedenen Variationen ab – überall auf dem Schiff, in hundert verschiedenen Kabinen, hundert verschiedene Ängste. Das Leben an Bord war offiziell nicht beeinträchtigt, hieß es in der lapidaren Mitteilung der Reederei – doch für alle, die sich übergeben und fieberten, war es eine ungeheuerliche Lüge. Die Crew stand an den Restauranteingängen und mahnte zur Handhygiene, während das Virus längst seine Arbeit gemacht hatte. Tests wurden gemacht, Stuhlproben gesammelt, erkrankte Personen isoliert. Es war das Prozedere eines kontrollierten Alptraums – jede Maßnahme medizinisch nötig, jede Maßnahme aber auch ein Beweis für die Hilflosigkeit gegen einen Eindringling, den keine Desinfektionsmittel wirklich aufhielt. Woche für Woche sollte die Reise weitergehen – durch die Pazifik-Häfen, vorbei am Panamakanal, dem Tor zwischen den Ozeanen. Doch der unsichtbare Fahrgast war überall dabei.

Was aber viele nicht wussten: Das Norovirus war ein regelmäßiger Besucher auf den Weltmeeren geworden. In diesem Jahr bereits sechzehnfach dokumentiert bei großen Reedereien wie Royal Caribbean und Princess Cruises – ein System, das funktioniert, solange die Dezimal-Zahlen nicht zu hoch werden. Über hundert Fälle? Immer noch unter der Alarmschwelle, immer noch „saisonal typisch“ wie die Aida-Sprecherin bagatellisierend mitteilte. Winterzeit, Norovirus-Zeit – das war fast schon erwartet. Doch für die Erkrankten war diese statistische Normalisierung keine Tröstung. Sie zahlten fast fünfundzwanzigtausend Euro für ihren Platz auf diesem Schiff, jetzt saßen sie in der Kabine und warteten, dass ihr Körper den Kampf gegen das Virus gewann. Die Rückkehr nach Hamburg sollte erst im März sein – viereinhalb Monate auf hoher See. Viereinhalb Monate, in denen neue Häfen angelaufen würden, neue Menschen an Bord kämen, neue Chancen für das Virus, sich auszubreiten. Ob sich die Situation noch verschärfen würde? Die medizinische Gewissheit war dünn: Das Norovirus heilt normalerweise von selbst. Normalerweise. Aber auf einem Schiff mit dreitausend Menschen ist nichts normal – und alles ist möglich.


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