Zschäpe auf Fehmarn – Terror-Urlaub mit falscher Identität

Der Name Beate Zschäpe steht für eine Blutspur durch Deutschland, für Morde, Bomben und jahrelanges Wegsehen der Behörden – und nun auch für einen perfiden Urlaub unter falscher Identität. Während Opferfamilien bis heute um ihre Toten trauern, wird bekannt, dass die NSU-Terroristin dank einer erschlichenen Identität ganz entspannt Urlaub auf der Ostseeinsel Fehmarn machen konnte. Strandspaziergänge, Ferienwohnung, unauffälliges Alltagsleben – finanziert und ermöglicht durch ein Neonazi-Netzwerk, das die Terroristin mit Papieren, Krankenkassenkarte und fremden Personalien versorgte. Die Nachricht, dass sich Zschäpe mit einem falschen Ausweis an einem der beliebtesten Ferienorte Deutschlands bewegte, wirkt wie ein Schlag ins Gesicht jener, die jahrelang um Aufklärung kämpften und von Behörden hingehalten wurden.

Im neuen Prozess in Dresden rückt ihre frühere Vertraute Susann E. ins Zentrum, die als Helferin und Unterstützerin vor Gericht steht. Ihr wird vorgeworfen, Zschäpe gezielt mit ihren Daten, Dokumenten und der eigenen Identität versorgt zu haben, damit die Terroristin Arztbesuche wahrnehmen, Bahncards bestellen und eben auch ungestört reisen konnte. Der angeblich harmlose Freundschaftsdienst entpuppt sich als lebensgefährliche Beihilfe zu einem Untergrundleben, in dem Mordserie, Raubüberfälle und Bombenanschläge von einem Netz aus Helfern abgesichert wurden. Während Zschäpe nun im Zeugenstand über einen Ostsee-Urlaub unter falschem Namen spricht, wird deutlich, wie tief diese Unterstützungsstruktur reichte – bis hinein in den scheinbar banalen Alltag einer Reise auf eine Urlaubsinsel, die für sie zum sicheren Rückzugsort wurde.

Für die Öffentlichkeit und die Hinterbliebenen der NSU-Opfer ist dieser Prozess eine erneute Zumutung. Wieder steht die Frau im Mittelpunkt, die von einem Gericht als zentrale Mittäterin einer rechtsterroristischen Mordserie verurteilt wurde – und wieder entscheidet sie, was sie preisgibt und was nicht. Dass Zschäpe jetzt als Zeugin gegen ihre frühere Freundin mit den Details eines Fehmarn-Urlaubs auftreten kann, zeigt, wie grotesk die Rollen sich verschoben haben: Die Täterin wird bewacht, geschützt, transportiert – und darf nun darüber mitbestimmen, ob eine ehemalige „Vertraute“ verurteilt wird. Währenddessen bleiben die wirklich entscheidenden Fragen nach allen Helfern, Hintermännern und Strukturen des NSU weiter im Schatten. Für viele bleibt das Gefühl, dass selbst dann, wenn eine Terroristin über Urlaubsreisen redet, der Staat immer noch nicht bereit ist, dieses Kapitel vollständig offenzulegen.


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