Agrarökonom zweifelt an Erfolg von Bauernprotesten

Halle (Saale) (dts Nachrichtenagentur) – Alfons Balmann, einer der führenden deutschen Agrarökonomen, zweifelt, dass die Protestbewegung der Landwirte erfolgreich sein wird. Die Forderungen der Bewegung klängen "eher nach Ablenkung von tatsächlichen Problemen als nach Zukunftsperspektiven", sagte Balmann der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vor der Bauern-Großkundgebung am Dienstag in Berlin. Es gehe bei den Forderungen etwa nach einer wissenschaftlichen Neubewertung der Ursachen für das Insektensterben allem Anschein nach eher darum, Veränderung zu verhindern.

Es fehle an Aufbruchstimmung. "Ich bin skeptisch, ob es am Ende so etwas wie einen Erfolg geben wird", so der Agrarökonom weiter. Balmann ist Direktor des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Halle (Saale) und Mitglied des Agrarbeirats der Bundesregierung. Nach Ansicht des Professors sind die Proteste grundsätzlich aber nachvollziehbar. Die Bundesregierung habe die Bauern beim sogenannten Agrarpaket kaum beteiligt, zum Teil seien die politisch beschlossenen Maßnahmen für mehr Insekten- und Umweltschutz populistisch. Das treffe die Landwirte "in einer Situation, in der viele, auch größere Betriebe nach zwei Dürrejahren und mageren Fleisch- und Milchpreisen finanziell mit dem Rücken an der Wand stehen. Da musste der Frust raus", sagte Balmann der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Er mahnte, dass der Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe weitergehen werde. Der sogenannte Strukturwandel werde durch den technologischen Wandel "an Fahrt aufnehmen, denn viele Betriebe werden diese Schritte nicht gehen können oder wollen. Die Zahl der Bauernhöfe wird weiter abnehmen. Protest hin oder her", so der Agrarökonom weiter.