Chef der deutschen Kassenärzte für Lockerung der Corona-Regeln

Fahrgäste mit Mund-Nasen-Schutz, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hält eine Lockerung der Corona-Regeln für möglich. "Man kann den Panikmodus ausschalten", sagte Gassen dem Wirtschaftsmagazin "Business Insider". Bei genauerem Blick auf das Infektionsgeschehen gebe es derzeit keine explosionsartigen Corona-Hotspots, die Krankenhäuser hätten in erheblichem Umfang freie Intensivkapazitäten, die Zahl der Intensivpatienten und der Sterbefälle sei nach wie vor auf niedrigem Niveau.

"Die Zahlen geben Anlass, Corona-Maßnahmen zu überdenken, ohne leichtsinnig zu werden." Konkret meint Gassen beispielsweise Veranstaltungen: "Mir leuchtet nicht ein, warum in einem Stadion für bis zu 60.000 Menschen nicht Veranstaltungen mit 5.000 bis 8.000 Menschen Platz finden können, wie es Ende August in der Waldbühne in Berlin ja erfolgreich praktiziert wurde." Entscheidend sei hierbei lediglich, wie man Nadelöhre mit engen Kontakten vermeidet, damit das Ansteckungsrisiko minimiert werde. Die Gefahr einer zweiten Welle könne man aktuell nicht seriös bewerten, so Gassen. "Ich weiß nicht, ob es eine echte zweite Welle oder eher mehre kleinere `Dauerwellen` geben wird", sagte der Kassenärzte-Vertreter dem Magazin. Eine entsprechende Prognose würden jedenfalls die bisherigen Zahlen nicht hergeben. Allerdings spricht sich Gassen ohnehin dafür aus, nicht zu sehr an den Zahlen wie R-Wert oder Infektionszahlen zu orientieren. "Alles dreht sich immer um die Zahlen, doch niemand kann sie so richtig gut interpretieren." Entscheidend sei, wie gefährlich das Virus ist. So sei es richtig, Risikogruppen zu schützen. "Man muss jedoch nicht gleich panisch werden, wenn z.B. ein ansonsten gesunder Mensch Corona bekommt." Wichtig sei hinsichtlich der Ausbreitung zudem, ob es Corona-Hotspots gebe, die aus dem Ruder laufen. Davon sei man derzeit jedoch weit entfernt.

Foto: Fahrgäste mit Mund-Nasen-Schutz, über dts Nachrichtenagentur