Eltern der ermordeten Freiburger Studentin Maria Ladenburger warnen vor “zerstörerischer Spirale des Hasses”

 

Eltern der ermordeten Freiburger Studentin Maria Ladenburger warnen vor “zerstörerischer Spirale des Hasses”/Clemens und Friederike Ladenburger werden von den deutschen Tageszeitungen als “Bürger des Jahres” 2018 geehrt

Köln/Freiburg. Die Eltern der 2016 von einem afghanischen Asylbewerber ermordeten Freiburger Studentin Maria Ladenburger, Clemens und Friederike Ladenburger, haben zu Sachlichkeit in der Debatte über Migration, innere Sicherheit und Integration aufgerufen. “Als Gesellscahft dürfen wir Taten des Hasses und kaltblütiger Menschenverachtung nicht mit Hetze und noch mehr Hass beantworten”, sagte Clemens Ladenburger dem “Kölner Stadt-Anzeiger” und der in Freiburg erscheinenden “Badischen Zeitung” (Samstag-Ausgaben.) Andernfalls drohe “eine zerstörerische Spirale, die an die Grundlagen unseres Miteinanders rühren kann”. Mit einer nach ihrer Tochter benannten Stiftung zugunsten Freiburger Studierender in schwierigen Lebenssituationen wollten seine Frau und er “ein Zeichen der Mitmenschlichkeit in ihrem Sinne setzen”. Das in Brüssel lebende Paar wird am kommenden Mittwoch (13. März) vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger als “Bürger des Jahres” 2018 geehrt. Erstmals äußerten sich die Eltern in einem Interview zu dem Verbrechen an ihrer Tochter, das im Oktober 2016 in ganz Deutschland erhebliches Aufsehen erregt hatte. Weil sich die Ermordete unter anderem für ausländische Studierende engagiert hatte, wurde ihre Familie in Hass-Zuschriften aufs Übelste angefeindet und beleidigt. Dagegen hätten seien sie aber nicht juristisch zur Wehr gesetzt. “Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass alle diese Anwürfe weder mit uns noch mit unserer Tochter etwas zu tun haben”, so Clemens Ladenburger. Auch dem Impuls, gegen das Schüren von Hass im Namen ihrer Tochter und ihrer eigenen Grundüberzeugungen “öffentlich Einspruch zu erheben”, seien sie mit Bedacht nicht gefolgt, erklärte Friederike Ladenburger. “Wir hielten es für richtig, eine rote Linie zwischen uns und den politischen Debatten zu ziehen. Eine rote Linie, die wir nicht überschreiten. Alles, was wir als unmittelbar Betroffene sagen würden, kann in einer aufgeheizten gesellschaftlichen Stimmung der von uns gewünschten Sachlichkeit der Debatte nur abträglich sein. Ich kann es auch andersherum sagen: Als trauernden Eltern fehlt uns letztlich die Distanz.” Zur Verarbeitung des Verbrechens und zu ihrer Trauer betonten beide ihren Halt im christlichen Glauben: “Wir haben gespürt, Gott gibt uns die Kraft, dieses Schicksal zu meistern. Er ist bei uns, er begleitet uns. Wir haben gemerkt: Es ist uns jetzt eine neue Lebensaufgabe zugewachsen, mit dem gewaltsamen Tod unserer Tochter zu leben, und wir können das schaffen. Das haben wir uns von Anfang an gesagt, und wir sagen es uns immer wieder. Und das Gefühl der Dankbarkeit, von der wir schon sprachen, hilft uns, all die anderen Gefühle nicht so sehr hochkommen zu lassen, dass sie die Oberhand gewinnen.” Den Tatort haben die Eltern nach eigenem Bekunden bislang nicht aufgesucht. Über einen Gedenkort in der Nähe seien sie im Gespräch mit dem Freiburger Oberbürgermeister Martin Horn. Der seit 2011 jährlich vergebene “Bürgerpreis der deutschen Zeitungen” ist mit 20.000 Euro dotiert. Die Laudatio zur Preisverleihung in Berlin hält Elke Büdenbender, die Frau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Link zum Wortlaut: https://www.ksta.de/ladenburger

 

Kölner Stadt-Anzeiger