Epidemiologin für stärkere Anstrengungen zur Pandemie-Eindämmung

Fahrgäste mit Mund-Nasen-Schutz, über dts Nachrichtenagentur

Göttingen (dts Nachrichtenagentur) – Die Epidemiologin Viola Priesemann spricht sich für stärkere Anstrengungen bei der Eindämmung des Coronavirus aus. "Uns es geht dann um die Frage: Wollen wir zwei oder drei Wochen uns anstrengen, die Fallzahlen ganz konsequent runterzubringen und dann haben wir wesentlich weniger Probleme mit der Ausbreitung, die Kontrolle ist wiederhergestellt, wir können uns hoffentlich wieder um andere Themen kümmern oder machen wir es so noch die nächsten Monate weiter bis vielleicht der Impfstoff oder die Schnelltests oder beide zusammen Erleichterung bringen", sagte die Leiterin der Max-Planck-Forschungsgruppe "Theorie neuronaler Systeme" im ARD-Mittagsmagazin. In Ländern, die mit einem harten Lockdown die Fallzahlen runterschraubten, seien nun Lockerungen möglich.

Das läge daran, dass dann die Gesundheitsämter einen guten Teil der Eindämmung übernähmen. "Hohe Fallzahlen haben gar keinen Vorteil", so Priesemann. Bei niedrigen Fallzahlen habe man weniger Infizierte, weniger Tote und mehr Freiheiten für jeden einzelnen. "Das zeigen die Modellrechnungen sehr klar." Als die Fallzahlen in Deutschland im Sommer niedrig waren, sei versäumt worden gegenzusteuern. "Wenn der Kipppunkt mal erreicht ist, müssen wir uns mehr einschränken, denn ansonsten kann man dieses Wachstum nicht mehr stoppen." Einen Lockdown wie im Frühjahr brauche es aber nicht, denn heute wisse man mehr über die Verbreitung.

Foto: Fahrgäste mit Mund-Nasen-Schutz, über dts Nachrichtenagentur