Frankfurt: Trauer und Wut – Tod eines Jungen am Frankfurter Bahnhof!

 

Was für ein Schicksal, was für eine Tat. Wenn Eltern ihr Kind verlieren, ist das Leid stets unermesslich. Wenn dieses Kind mit seiner Mutter mutwillig vor einen Zug gestoßen wird und nur die Mutter ihr Leben retten kann: Wie soll sie, wie soll ihre Familie jemals über dieses Grauen hingekommen? Nie. In diesem Sinn hat der Täter von Frankfurt mindestens zwei Menschenleben ausgelöscht. Trauer, stille Anteilnahme, ja auch innere Wut sind Reaktionen, denen sich niemand entziehen kann. Das Gegenteil von Anteilnahme aber ist der Hass, der sich sogleich in den sozialen Medien breitmacht. Das Gegenteil ist auch die Instrumentalisierung, mit denen sich Rassisten und auch Rechtspopulisten dieses Schicksals bemächtigen wollen. Eine Verhöhnung der Opfer. Eine Einschätzung, die wohl leider nicht auf so breite Zustimmung stoßen wird wie die Zeilen zuvor. Sie bedeutet übrigens nicht, dass der Hintergrund des Täters, ein gebürtiger Eritreer, nicht beleuchtet werden muss. Und natürlich können wir nicht ausblenden, dass uns innerhalb weniger Tage zwei gleichartige Tötungen unschuldiger Menschen erschüttern. Und doch rechtfertigen Trauer und Wut keine Schuldzuweisungen an die Migranten, die Flüchtlinge oder andere Gruppen. So wenig wie der Iraker, der den mutmaßlichen Mörder im niederrheinischen Voerde überwältigt und festgehalten hat, mit seinem Eingreifen die Ehre der Flüchtlinge hätte retten wollen oder retten können. Die Ermittlungsbehörden müssen alles daran setzen, die verabscheuungswürdigen Taten aufzuklären. Und die Gerichte haben Recht zu sprechen. Das Leid der Opfer aber lässt sich nicht teilen – schon gar nicht auf Facebook.

 

Allgemeine Zeitung Mainz, Friedrich Roeingh