Frauenbündnis: Bericht einer Frau, die in der S-Bahn angestarrt und genötigt wurde

Pressefoto: Frauenbuendnis
Pressefoto: Frauenbuendnis

Am 14.07.2018 nahm ich die S-Bahn 1 um 12.55 Uhr von Heidelberg nach Osterburken. Mein Mann und ich setzten uns wegen der Sonneneinstrahlung mehrmals um und saßen dann von vorne gesehen zwischen der 3. und 4. Tür in Fahrtrichtung nebeneinander.

Schräg gegenüber, eine Sitzreihe weiter in Fahrtrichtung saß ein ca. 30-jähriger Afrikaner. Ich hatte den Eindruck, dass er mich ständig anstarrte und erst recht starrte, als ich meine Füße angewinkelt auf meinen Koffer stellte, um mich zu entspannen. Ich bin 50 Jahre alt und hatte eine ganz normale Hose an.

Ich versuchte, ihm mit meinem Blick zu verstehen zu geben, dass mich das Anstarren störte. Dennoch starrte er mich weiter an, so dass ich eine irritierte Handbewegung machte und zu meinem Mann in etwa sagte: „Jetzt reicht es aber.“ Gleichzeitig setzte ich mich meinem Mann gegenüber, also aus dem Sichtfeld des Afrikaners.

Nachdem ein paar Stationen später 2 kräftige Männer, die in unserer Nähe gesessen waren, ausgestiegen waren, waren wir allein. Plötzlich stand der Afrikaner an meinem Sitz und herrschte mich auf englisch an, dass ich „crazy“ (verrückt) und „stupid“ (dumm) sei. Dies war ungefähr kurz vor Mosbach.

Da man ja heutzutage mit dem Schlimmsten rechnen muss, habe ich mir nach dem Anstarren nun auch das Beschimpfen und Demütigen gefallen lassen, ohne etwas zu entgegen. Ich bin sicher, die Situation wäre ansonsten sofort eskaliert, da ich als Frau sein schwaches Ego, dass ja bereits wegen meines Wegsetzens angeknackst war, komplett gekränkt hätte und ihm damit die Rechtfertigung gegeben hätte, mir eine gewalttätige Lektion zu erteilen.

So konnte der Afrikaner nach meiner Demütigung mit seiner wiederhergestellten Würde an seinen Sitz zurückkehren – in dem Wissen, dass ich mich nicht wehren konnte.

Er stieg dann in Mosbach aus, worüber mein Mann und ich sehr froh waren, denn wir wissen nicht, was passiert wäre, hätte er die Gelegenheit gehabt, seine „Unterhaltung“ mit uns irgendwo alleine auf einem Bahnsteig fortzusetzen.

PS: Selbst wenn ich mich getäuscht haben sollte und der Afrikaner mich nicht angestarrt hatte, so ist seine Reaktion nicht im geringsten angemessen und ich weigere mich, zu akzeptieren, dass ich dieses Verhalten von Menschen erdulden muss, die zumeist von meinem Steuergeld leben und mich als Frau als minderwertig betrachten.

Diesen Vorfall habe ich ca. 30 Minuten per Mail der Bahnpolizei gemeldet. Folgende Antwort erhielt ich 3 Tage später am 17. Juni:

Sehr geehrte Frau xy,

Ihre Nachricht an die Bundespolizei habe ich erhalten.
Ich kann Ihre Empörung über den geschildeten Vorfall nachvollziehen. Sofern Sie von einem Fahrgast beleidigt werden, steht es Ihnen frei, die Polizei zu rufen oder in einer Dienststelle oder online eine Strafanzeige zu stellen.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
xxxxx

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www.bundespolizei.de

Ich fragte direkt nach, an welche Dienststelle ich mich wenden könnte. Keine Antwort.


Quelle: Frauenbündnis