Jeder Zweite in NRW hält Kohleausstieg 2038 für zu spät

 

Eine knappe Mehrheit der Nordrhein-Westfalen möchte früher als 2038 
aus der Kohleverstromung austeigen. Das ist das Ergebnis des 
NRW-Trends, den Infratest dimap im Auftrag des WDR-Magazins WESTPOL 
in dieser Woche erhoben hat. Demnach halten 51 Prozent der Befragten 
das von der Kohlekommission vorgeschlagene Ausstiegsdatum 2038 für zu
spät. Jeder Vierte Befragte (25 Prozent) hält einen Ausstieg 2038 für
richtig, knapp jeder Fünfte (18 Prozent) findet den Zeitpunkt zu 
früh. Für einen Ausstieg vor 2038 sprechen sich vor allem die 
Anhänger der Grünen (81 Prozent) und SPD (57 Prozent) aus. 

Fridays for Future: Schwänzen für Klimaschutz-Demos stößt auf 
geteiltes Echo

Dass sich Schülerinnen und Schüler für mehr Klimaschutz einsetzen, 
findet mit 92 Prozent der Befragten eine deutliche Mehrheit der 
Nordrhein-Westfalen grundsätzlich gut. Dass sie dafür zum Teil die 
Schule schwänzen, stößt allerdings auf ein geteiltes Echo: 49 Prozent
der Befragten finden das in Ordnung, 49 Prozent finden das nicht. 
Mehrheitlich Verständnis für das Schwänzen haben die Anhänger von 
Linken (82 Prozent), Grünen (72 Prozent) und SPD (58 Prozent). 
Mehrheitlich nicht gut finden das die Anhänger von AfD (56 Prozent), 
FDP (59 Prozent) und CDU (66 Prozent). Während eine knappe Mehrheit 
der Befragten unter 65 Jahren es in Ordnung findet, dass die 
Schülerinnen und Schüler dem Unterricht fernbleiben, lehnen 59 
Prozent der Befragten über 65 das ab. 

Diesel-Fahrverbote und Umweltspuren: Mehrheit der Befragten skeptisch

Für Diesel-Fahrverbote auf Basis der bestehenden Grenzwerte gibt es 
in Nordrhein-Westfalen keine Mehrheit. 43 Prozent der Befragten sehen
Fahrverbote grundsätzlich kritisch. Fast jeder Vierte (23 Prozent) 
teilt die Ansicht der Bundes- und Landesregierung, dass Fahrverbote 
erst bei der Überschreitung von höheren Grenzwerten greifen sollten. 
Fahrverbote auf Basis der bestehenden Grenzwerte befürworten 28 
Prozent der Befragten. 

Die Idee einiger Städte auf mehrspurigen Straßen sogenannte 
Umweltspuren einzurichten, auf denen nur Busse, Fahrräder und 
Elektro-Autos fahren dürfen, stößt ebenfalls auf Skepsis. 41 Prozent 
der Befragten befürworten die Einrichtung von Umweltspuren, jeder 
Zweite hält davon nichts (52 Prozent).

Sonntagsfrage: Schwarz-Gelb und SPD legen zu, AfD nur noch einstellig

Würde an diesem Sonntag ein neuer Landtag in NRW gewählt, bliebe die 
CDU mit 30 Prozent weiterhin klar stärkste Kraft (+2 Prozentpunkte im
Vergleich zu Oktober 2018). Die FDP als kleiner Koalitionspartner 
kann sich mit 12 Prozent ebenfalls verbessern (+1). Die SPD erholt 
sich leicht und kommt auf 23 Prozent (+2). Während die Grünen mit 
unverändert 17 Prozent drittstärkste Kraft im Land sind, verliert die
AfD deutlich (-3) und erreicht mit 9 Prozent erstmals seit der 
Landtagswahl im Mai 2017 nur noch einen einstelligen Wert. Die Linke 
verliert ebenfalls (-2), wäre aber mit 6 Prozent ebenfalls im Landtag
vertreten. Mit 6 Fraktionen im Parlament hätte Schwarz-Gelb keine 
Mehrheit mehr. 

Dabei stellt mit 51 Prozent der Befragten die Mehrheit der Befragten 
der schwarz-gelben Landesregierung erstmals seit dem 
Regierungswechsel ein überwiegend gutes Zeugnis aus. 47 Prozent sehen
die Regierungsarbeit kritisch. Im Vergleich zum Oktober 2018 hat die 
Regierung damit deutlich an Rückhalt gewonnen (+7) und liegt im 
bundesweiten Vergleich inzwischen im Mittelfeld. 

Am zufriedensten mit der Arbeit der Landesregierung sind die Anhänger
der CDU (79 Prozent). Bei den Anhängern der FDP ist mit 55 Prozent 
nur eine knappe Mehrheit zufrieden mit der eigenen Landesregierung, 
aber auch im Lager von SPD (55 Prozent) und Grünen (51) vergibt jetzt
immerhin jeder Zweite gute Noten an Schwarz-Gelb.

Armin Laschet unpopulärster CDU-Ministerpräsident

Ministerpräsident Armin Laschet verliert dagegen deutlich an 
Zuspruch. Nur noch 37 Prozent der Befragten sind mit seiner Arbeit 
zufrieden, 11 Prozentpunkte weniger als im Oktober. 37 Prozent der 
Befragten sind unzufrieden, 18 Prozent der Befragten trauen sich kein
Urteil zu, 8 Prozent der Befragten ist Laschet unbekannt. 

Großen Rückhalt genießt Laschet nur in den Reihen der CDU: 70 Prozent
der Anhänger sind mit ihm zufrieden, 12 Prozent unzufrieden. Bei den 
Anhängern der mitregierenden FDP ist hingegen die Mehrheit 
unzufrieden (43 zu 34 Prozent). 

Im bundesweiten Vergleich der Regierungschefs landet Laschet damit 
auf dem vorletzten Platz. Lediglich die SPD-Regierungschefs von 
Bremen, Sieling (35 Prozent), und Berlin, Müller (39 Prozent), sind 
ähnlich unpopulär. 

Mit Quellenangabe WESTPOL (Sonntag, 24.02.2019, 19:30 Uhr) zur 
Veröffentlichung frei.

Für den NRW-Trend hat Infratest dimap vom 19.02. bis 21.02.2019 1.001
Wahlberechtigte in Nordrhein-Westfalen telefonisch befragt. Ihre 
Antworten sind repräsentativ für alle Wahlberechtigten.

Die Fragen lauteten:

Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag 
Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen wäre?
Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Landesregierung in 
Nordrhein-Westfalen?

Jetzt geht es darum, wie zufrieden Sie mit Armin Laschet sind. Wenn 
Sie ihn nicht kennen oder nicht beurteilen können, geben Sie das 
bitte an. Sind Sie mit der politischen Arbeit von Armin Laschet? 
Die von der Bundesregierung eingesetzte Kohlekommission hat 
vorgeschlagen, die Strom-gewinnung aus Kohle bis spätestens 2038 zu 
beenden. Was denken sie: Ist der Kohleausstieg 2038 zu früh oder zu 
spät oder richtig so?

Seit einigen Wochen demonstrieren auch in NRW Schülerinnen und 
Schüler freitags für mehr Klimaschutz. Sie schwänzen dafür den 
Schulunterricht. Dafür gab es Kritik von Ministerpräsident Laschet 
und der Schulministerin. Die Schüler argumentieren, dass sie mit dem 
Fernbleiben vom Unterricht mehr Aufmerksamkeit bekommen. Finden Sie 
es in Ordnung, wenn die Schüler für die Teilnahme an den 
Demonstrationen die Schule schwänzen oder finden Sie das nicht in 
Ordnung?

Mal unabhängig davon, dass die Demonstrationen während der Schulzeit 
stattfinden: Finden Sie sehr gut, gut, weniger gut oder schlecht, 
dass sich Schülerinnen und Schüler für mehr Klimaschutz einsetzen?

Für mehrere Städte in NRW, in denen Stickoxid-Grenzwerte in der Luft 
überschritten werden, haben Gerichte Fahrverbote für Dieselfahrzeuge 
angeordnet. Bundes-und Landesregierung wollen Fahrverbote verhindern,
weil sie aus ihrer Sicht erst bei höheren Grenzwerten verhältnismäßig
sind. Sollten Ihrer Meinung nach für Fahrverbote von Dieselfahrzeugen
die bestehenden Grenzwerte gelten? Oder sollten die Fahrverbote erst 
bei höheren Grenzwerten greifen? Oder sollte es gar keine Fahrverbote
für Dieselfahrzeuge geben?

In einigen nordrhein-westfälischen Städten ist die Einrichtung von 
sogenannten "Umweltspuren" geplant, also Fahrspuren auf denen keine 
Diesel-oder Benzin-Autos fahren dürfen, sondern nur Busse, Fahrräder 
und Elektro-Autos. Befürworten Sie die Einrichtung von "Umweltspuren"
oder lehnen Sie sie ab?