Jens Lehmann setzt sich mit Kolonialismus und Rassismus auseinander

Jens Lehmann, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der ehemalige Nationaltorhüter Jens Lehmann hat sich in den vergangenen Wochen intensiv mit seinem eigenen Verhalten auseinandergesetzt. "Ich muss zugeben, so tiefgreifend habe ich mich vorher nie mit dem Thema beschäftigt. Mit Diskriminierung. Mit systemischem Rassismus und Kolonialismus", sagte Lehmann der Wochenzeitung "Die Zeit".

Und ihn habe auch die Frage beschäftigt: "Wie komme ich dazu, den Begriff `Quotenschwarzer` zu verwenden?" Im Mai hatte Lehmann in einer privaten Textnachricht den ehemaligen Fußballprofi Dennis Aogo als "Quotenschwarzen" betitelt. Danach blieb er lange der Öffentlichkeit gegenüber still. In der "Zeit" äußerte sich der ehemalige Nationalspieler nun ausführlich zu den Folgen. "Binnen Stunden", so Lehmann, hätten sich viele seiner Geschäftspartner von ihm getrennt. "Aber ich tue alles dafür, das Vertrauen der Partner zurückzugewinnen." Zum Zeitpunkt des Eklats war Lehmann Aufsichtsratsmitglied bei Hertha BSC. Entgegen anders lautender Berichte habe er erst "in diesen Tagen" eine Nachricht erhalten, dass er nicht mehr Aufsichtsrat dort sei, "also sieben Wochen später", so Lehmann. Er habe eine Liste erhalten, auf der sein Name nicht mehr stand. Er habe in den vergangenen Wochen viel gelernt, so Lehmann: "Ich will mich null rechtfertigen. Ich kann jeden verstehen, der das Wort als respektlos empfunden hat. Dafür habe ich mich entschuldigt. Und das tue ich hier noch mal: Ich habe einen Fehler gemacht, weil sich durch dieses Wort wahrscheinlich Leute angegriffen gefühlt haben. Auch Menschen, die nicht die Möglichkeit haben, mir das mitzuteilen." Gleichwohl habe es unterschiedliche Reaktionen gegeben: "Im Internet ging es mit Beleidigungen los. Aber privat habe ich auch viele Nachrichten und Anrufe bekommen. Und der Großteil dieser Leute sagte: War zwar nicht gerade schlau von dir, aber wir sind alle total verunsichert. Wir wissen nicht mehr, wie wir was sagen sollen, obwohl wir es gut meinen." Trotzdem sieht Lehmann sich nicht als Opfer. "Ich sitze hier nicht, um Mitleid zu erheischen", sagte er der Wochenzeitung. "Ich glaube, dass jeder für sich entscheiden muss, ob er hier auf den Zug aufspringen musste oder ob das etwas Privates zwischen mir und Dennis Aogo war."

Foto: Jens Lehmann, über dts Nachrichtenagentur