Katalanische Journalistin Txell Bonet: “Justiz und Gefängnis lösen den Katalonien-Konflikt nicht”

 

Die katalanische Journalistin Txell Bonet hält die Inhaftierungen der katalanischen Politiker für einen Ausdruck der Angst der Regierung in Madrid vor so vielen Menschen auf den Straßen. “Doch auch wenn mein Mann 17 Jahre hinter Gittern verschwindet, ist nichts gelöst”, sagte die Partnerin des inhaftierten Jordi Cuixart der in Berlin erscheinenden Tageszeitung “neues deutschland” (Dienstagausgabe). Die Meinung der Menschen ändere sich durch die seit Februar in Madrid laufenden Prozesse gegen zwölf Angeklagte aus der Unabhängigkeitsbewegung nicht, sagte Bonet: “Auch mein Mann wurde nur darin bestätigt, dass wir über unsere Zukunft entscheiden müssen. Ein politisches Problem kann nicht mit Justiz und Gefängnis gelöst werden, nur per Dialog mit demokratischen Mechanismen”, ist Bonet überzeugt. Enttäuscht ist sie über die Haltung der europäischen Institutionen: “Man müsste stolz sein, dass sich die Menschen organisiert haben, um eine friedliche demokratische Abstimmung durchzuführen.” Stattdessen wäre geduldet worden, dass mit brutaler staatlicher Gewalt gegen das Referendum am 1. Oktober 2017 vorgegangen worden wäre. “Europa wird dafür einen hohen Preis bezahlen. Spanien wird immer instabiler, wie auch das Anwachsen der Ultrarechten zeigt”, sieht sie düstere Perspektiven.

 

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