Klimaschutz-Aktivistin kritisiert Merkel scharf

Sibiu (dts Nachrichtenagentur) – Nach einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat die deutsche Klimaschutz-Aktivistin Luisa Neubauer scharfe Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) geübt. "Das ist doch ein Skandal, was hier passiert", sagte Neubauer der "Welt" (Samstagsausgabe) im rumänischen Sibiu, wo sich die Staats- und Regierungschefs der EU am Donnerstag zu einem Sondergipfel getroffen hatten. Merkel erzähle, man müsse "eine europäische Lösung finden und dann geht sie nach Europa und blockiert. Das ist alles andere als verantwortungsbewusst", so die Klimaschutz-Aktivistin weiter.

Neubauer forderte Merkel auf, die "Fridays-for-Future"-Bewegung anzuhören. Die 23-Jährige ist das bekannteste deutsche Gesicht der von der schwedischen Aktivistin Greta Thunberg initiierten Bewegung. "Es wäre schon ein positives Zeichen, dass sich Merkel ernsthaft mit den Belangen künftiger Generationen beschäftigt", so die Klimaschutz-Aktivistin weiter. Merkel könne gleichzeitig "aus einer relativ komfortablen Position heraus ihrer eigenen Partei ein bisschen in den Hintern treten", sagte Neubauer der "Welt". Sie habe alle Möglichkeiten, sich stark zu machen für eine CO2-Steuer, ein Klimaschutzgesetz und einen schnellen Kohleausstieg. Was habe Merkel "denn noch zu verlieren zum Ende ihrer Amtszeit?", so die Klimaschutz-Aktivistin weiter. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte zum EU-Gipfel eine Erklärung mitgebracht, in der sich inzwischen insgesamt neun Staaten verpflichten, dass die EU bis 2050 kein Kohlendioxid mehr ausstoßen wird. Deutschland gehört nicht zu den Unterzeichnern. Macrons Team hätte Neubauer auf dem Gipfel kontaktiert, berichtet die "Welt". Später sei Macron mit allen neun Staats- und Regierungschefs, die die Klimaschutz-Erklärung unterzeichnet haben, aus dem Gipfelgebäude gekommen, um fast eine Viertelstunde mit Neubauer und zwei weiteren europäischen Klimaschutz-Aktivistinnen zu sprechen. Macron hatte Neubauer zusammen mit Greta Thunberg schon im Februar überraschend in den Elysée-Palast in Paris eingeladen.