Nur AfD will Förderung von Gender-Forschung beenden! Karrierenachteile für Gender-Kritiker!

Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung/Antrag

Berlin: (hib/ROL) Die Förderung der Gender-Forschung soll beendet werden. So soll die Wissenschaft von Ideologie befreit werden, schreibt die AfD-Fraktion in einem Antrag (19/25312). Die Fraktion setzt sich dafür ein, dass jegliche finanzielle Förderung des Bundes, die der (Weiter-)Entwicklung der Gender-Forschung dient, möglichst rasch eingestellt wird. Dabei soll eine (Weiter-)Entwicklung der Gender-Forschung nicht mehr als gleichstellungsfördernde Maßnahme anerkannt werden, die zur Teilnahme am Professorinnenprogramm qualifiziert. Zudem soll die Wissenschaftsfreiheit wiederhergestellt werden, indem genderbezogenen Vorgaben für eine Forschungsförderung von Seiten der Bundesregierung zurückgenommen werden.

Ferner fordert die Fraktion, die Voraussetzungen für die Einrichtung eines Stipendiums Anthropologische Geschlechterforschung zu schaffen. Dazu soll ein Gesetzentwurf vorgelegt werden. Das Stipendium soll Studierende und Promovierende in natur- und sozialwissenschaftlichen Fächern fördern, die schwerpunktmäßig Geschlechterforschung auf der Grundlage naturwissenschaftlicher Anthropologie betreiben wollen. Das Stipendium soll zudem Studierende und Promovierende dabei unterstützen, die nach Ansicht der AfD ideologischen Voreinstellungen und wissenschaftswidrigen Thesen der Gender-Forschung transparent zu machen. Sie Thesen sollen einer naturwissenschaftlichen wie auch wissenschaftssoziologischen Kritik unterzogen werden. Die Stipendien sollen vollständig und ausschließlich aus Mitteln des Bundes finanziert werden.

Trotz dieses eindeutigen Befundes wissenschaftlicher Fragwürdigkeit wächst in
Deutschland die Zahl der Professuren für Gender-Forschung. Laut einer Datensammlung der FU Berlin gibt es in Deutschland bereits 213 Professuren für den
Bereich Gender-Forschung (https://www.mvbz.org/database.php#). Dem stehen,
um zwei Vergleichszahlen zu nennen, lediglich 195 Professuren für Pharmazie
oder 147 für Zahnmedizin gegenüber (https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/Publikationen/Downloads-Hochschulen/personal-hochschulen2110440187004.pdf?__blob=publicationFile, S. 271–272).

Ein Grund für die verhältnismäßig hohe Anzahl an Gender-Professuren sind unter
anderem systemische Zwänge, denen sich die Hochschulen und Wissenschaftler
gegenübersehen. So bestätigen Vertreter von Hochschulleitungen, dass die Aussicht auf Bundesmittel ein deutlicher Anreiz für die (Weiter-)Entwicklung der Gender-Forschung darstellt (http://www.genderforschung-governance.de/images/inhalte/Broschuere_Gender-Forschung_2016.pdf, S. 16); explizit wird dieser Zusammenhang z. B. im Rahmen des Professorinnenprogramms (Professorinnenprogramms des Bundes und der Länder zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern in Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen Professorinnenprogramm III (https://www.bundestag.de/resource/blob/536708/f920fd8afc4c784a7bd0ce05801097bd/wd-8-043-17-pdfdata.pdf, S. 5, 9) oder des Zukunftsvertrags (Zukunftsvertrag Studium und Lehre stärken; https://www.gwk-bonn.de/themen/foerderung-von-hochschulen/hochschulpakt-zukunftsvertrag/zukunftsvertrag/; zuletzt abgerufen am 08. 10. 2020).

Die Hochschulautonomie wird hier durch die Vergabe von Bundesmitteln unterlaufen. So stellt z. B. die Studie „Gender-Forschung und die neue Governance der
Wissenschaft: Stand und Perspektiven“ (2003; http://www.genderforschunggovernance.de/images/inhalte/Broschuere_Gender-Forschung_2016.pdf, S. 15)

Darüber hinaus nimmt die Bundesregierung auch Einfluss auf einzelne Wissenschaftler, indem sie sie darauf hinweist, dass die Ergebnisse der Gender-Forschung in der Vorbereitung, Vergabe, Begleitung und Umsetzung von Forschungsvorhaben berücksichtigt werden müssen, wenn sie durch den Bund gefördert werden sollen (Arbeitshilfe des Bundesministeriums für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend (BMFSFJ): „Gender Mainstreaming in Forschungsvorhaben“,
https://www.bmfsfj.de/blob/80448/292e691a5db4b14dc3d29e8636e9c89d/gmarbeitshilfe-forschungsvorhaben-data.pdf, Anlage 1, S. 9). Auch für die Interpretation der Forschungsergebnisse macht die Bundesregierung Vorgaben, wenn sie
z. B. festlegt, dass das Geschlecht „nicht ohne detaillierte Begründung als erklärende Variable verwendet werden“ dürfe
(https://www.bmfsfj.de/blob/80448/292e691a5db4b14dc3d29e8636e9c89d/gmarbeitshilfe-forschungsvorhaben-data.pdf, Anlage 1, S. 8).

Wissenschaftler, die der Gender-Forschung kritisch gegenüberstehen, müssen
Karrierenachteile in Kauf nehmen, wenn sie es unterlassen, Gender-Aspekte in
allen Phasen ihrer Forschungsprojekte zu berücksichtigen. So wurden z. B. Wissenschaftler, die die Gender-Forschung inhaltlich kritisiert hatten, im Zuge eines
durch die Bundesregierung geförderten Forschungsprojekts (REVERSE; vgl.
Bundestagsdrucksache 19/17191) aufgelistet, als „Angreifer“ bezeichnet und in
Verbindung mit fragwürdigen politischen Akteuren gebracht. Darüber hinaus
wurden Parallelen zum Antisemitismus gezogen. All dies geschieht ohne inhaltliche Auseinandersetzung mit der fachlichen Kritik (vgl. hierzu z. B. Marion
Näser-Lather: „Genderism is junk science! Gender studies as object of academic
criticism“, in: Critical Issues in Science, Technology and Society Studies, Conference Proceedings of the 17th STS Conference Graz 2018, 7.–8. Mai 2018, Graz
2018, S. 176–185). Bei einer Nachfrage bestätigte die Bundesregierung, dass dieses Vorgehen im Einklang mit Förderkriterien stände (Antwort auf Frage 4,
http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/19/087/1908788.pdf).

Im Weiteren sind mit Blick auf die Gender-Forschung additiv zu den obigen Ausführungen Immunisierungsmechanismen zu konstatieren, mit denen dieser Forschungszweig gegen jede Art von Kritik oder Angriff abgeschottet wird. Mit Immunisierungsmechanismen sind im Sinne des Philosophen Hans Albert ideologische Schutzbarrieren gemeint, die dazu dienen, rationale Einwände und damit Veränderbarkeit durch Dogmatisierung abzuwehren und unwiderlegbar zu machen. Diese Strategie widerspricht modernen wissenschaftlichen Prinzipien, weshalb nicht vermittelbar ist, warum Gender-Forschung weiter mit öffentlichen Mitteln im universitären Bereich privilegiert gefördert werden bzw. universitär verankert bleiben soll.

Quelle: https://www.bundestag.de/hib