Patientenschützer: Regierung vernachlässigt Infektionen in Heimen

Krankenhaus, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Patientenschützer werfen der Bundesregierung vor, sich nicht um das Infektionsgeschehen in Pflegeeinrichtungen zu kümmern. "Nach nur wenigen Tagen lagen Zahlen zum Corona-Infektionsgeschehen in der Fleischindustrie vor. Doch wie es bei den über 800.000 Pflegebedürftigen in den Heimen aussieht, ist weiterhin unklar", sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (Freitagausgaben).

Brysch verwies auf eine Anfrage der Linksfraktion an die Bundesregierung, in der die Abgeordnete Pia Zimmermann unter anderem nach der Zahl der von Corona-Infektionen betroffenen Pflegeheime gefragt hat und über die das RND berichtet. Die Linken-Politikerin wollte auch die aktuellen Zahlen zu Infizierten, Verstorbenen und Genesenden in Pflegeeinrichtungen wissen. Die Regierung konnte allerdings keine der Fragen beantworten. Über die Antwort berichtet das RND. Die Bundesregierung habe auch fünf Monate nach dem ersten Covid-19-Fall nicht verstanden, wo das Virus am härtesten zuschlage, nämlich in der Altenpflege, sagte Brysch dem RND. "Faktenbasierte Hochrechnungen gehen hier von 4.500 Toten aus", sagte er. Doch nach wie vor gebe es keine gesonderten Zahlen der Infizierten, Toten und Genesenen in Pflegeeinrichtungen. Das gelte sowohl für Pflegebedürftige als auch für Altenpflegekräfte. "Bund und Länder befinden sich auf einem Blindflug. Die Angaben für die Pflegeheime müssen aber sofort ersichtlich sein", forderte er. Es dürfe keine weitere kostbare Zeit verloren gehen. Brysch forderte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf, umgehend für eine solide Datengrundlage zu sorgen. Dafür müsse der Minister eine entsprechende Änderung des Infektionsschutzgesetzes auf dem Weg zu bringen, forderte der Patientenschützer.

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