Porsches Batterietraum zerplatzt: Cellforce vor dem Aus

Kirchentellinsfurt/Stuttgart – Der Vorzeigetraum der deutschen Elektromobilität ist ausgeträumt. Porsche zieht bei seiner hochgelobten Batteriezellen-Tochter Cellforce Group den Stecker. Rund 200 der 286 Mitarbeiter stehen am Standort Kirchentellinsfurt vor einer ungewissen Zukunft. Die einst als „Herzstück“ der Porsche-Elektrostrategie gefeierte Firma steht nun vor der Abwicklung – ein Symbol für die strategische Kehrtwende des Sportwagenbauers und ein herber Schlag für den Technologiestandort Baden-Württemberg.

Die Nachricht, die sich in den letzten Tagen verdichtete, ist nun bittere Gewissheit: Die Porsche AG hat bei der zuständigen Agentur für Arbeit in Reutlingen eine Massenentlassung für das Tochterunternehmen Cellforce angezeigt. Damit endet ein Projekt, das 2021 mit großen Ambitionen gestartet war. Man wollte nicht weniger als die „Batteriezelle der Zukunft“ entwickeln – eine Hochleistungszelle mit Silizium-Anode für besonders sportliche E-Fahrzeuge, die schneller lädt und mehr Energie liefert.

Doch die Realität hat die ambitionierten Pläne eingeholt. Die erhoffte schnelle Wende zur E-Mobilität verläuft schleppender als prognostiziert. Gleichzeitig erwies sich der Aufbau einer konkurrenzfähigen, serienreifen Produktion als zu teuer und technologisch zu komplex, um mit den etablierten Zellgiganten aus Asien mitzuhalten. Intern, so heißt es aus Unternehmenskreisen, sei die Geduld mit dem defizitären „Laborexperiment“ zu Ende gewesen. Porsche hat bereits Abschreibungen in Höhe von fast 300 Millionen Euro auf die Produktionsanlagen vorgenommen.

Für die Belegschaft ist die Situation dramatisch. Anders als bei der Muttergesellschaft Porsche gibt es bei Cellforce keine Beschäftigungsgarantie. Die Verunsicherung ist groß, die Hoffnungen richten sich nun auf eine für kommenden Montag anberaumte Mitarbeiterversammlung. Dort wird sich Entwicklungsvorstand Michael Steiner den Fragen der Belegschaft stellen. Übrig bleiben soll am Standort bestenfalls eine kleine Forschungs- und Entwicklungseinheit.

Die Krise bei Cellforce wirft auch ein Schlaglicht auf die Industriepolitik. Bund und Land hatten Fördergelder in Höhe von rund 60 Millionen Euro zugesagt, um die zukunftsträchtige Technologie in der Region zu verankern. Nun werden Forderungen laut, das Geld zurückzufordern. Die Landesregierung in Stuttgart, die einst die Ansiedlung feierte, hält sich bedeckt.

Die Abwicklung von Cellforce ist mehr als nur eine unternehmerische Fehlkalkulation. Sie markiert einen Wendepunkt in der Strategie von Porsche- und VW-Chef Oliver Blume. Statt auf eine teure Eigenfertigung von Batteriezellen zu setzen, scheint man nun den Fokus wieder stärker auf Partnerschaften und den Zukauf von standardisierten Zellen zu legen. Zudem investiert Porsche wieder vermehrt in die Entwicklung von E-Fuels und klassischen Verbrennungsmotoren. Für die Mitarbeiter in Kirchentellinsfurt ist dies ein schwacher Trost. Ihr Traum von einem sicheren Arbeitsplatz in einer deutschen Zukunftsfabrik ist vorerst geplatzt.


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