Frankfurt – Inmitten der eskalierenden Drogenproblematik im Bahnhofsviertel sorgt ein neuer Vorschlag der Stadt für hitzige Diskussionen: Regengeschützte Sitzpilze für Junkies! Was nach einem absurden Schildbürgerstreich klingt, ist tatsächlich Teil eines offiziellen Antrags des Ortsbeirats – mit dem Ziel, den Aufenthalt von Drogenabhängigen vor dem städtischen Drogenkonsumraum „angenehmer und würdevoller“ zu gestalten.
Täglich versammeln sich zahlreiche Süchtige rund um die Einrichtung – oft ohne jede Sitzgelegenheit, bei Regen auf dem nassen Asphalt, zwischen Müll und Elend. Nun soll mit sogenannten „Sitzpilzen“, wetterfesten Einzel-Sitzgelegenheiten mit Überdachung, „ein aktiver Beitrag zur Heilung und sozialen Integration“ geleistet werden, wie es aus dem Frankfurter Ordnungsamt heißt.
Der Gedanke dahinter: Mehr Komfort für die Abhängigen bedeute weniger Verelendung auf offener Straße – und damit bessere Bedingungen für gezielte Hilfe. „Viele müssen im Regen oder auf dem Boden ausharren. Das ist menschenunwürdig. Sitzpilze schaffen Struktur und Würde“, so ein Sprecher der Initiative.
Doch der Plan sorgt für Aufregung: Kritiker sprechen von Steuergeldverschwendung und falschen Signalen. „Was kommt als Nächstes – Wärmelampen und WLAN für Fixer?“, fragt ein empörter Anwohner. Andere werfen der Stadt vor, nicht gegen den Konsum anzugehen, sondern ihn regelrecht zu institutionalisieren.
Befürworter hingegen sehen den Schritt als pragmatisch und humanitär: „Die Menschen sind da – ob mit oder ohne Sitzgelegenheit. Warum sollten sie nicht zumindest im Trockenen sitzen dürfen?“ Gleichzeitig warnen sie davor, dass das Bahnhofsviertel weiter verkommt, wenn man nur verdrängt statt gestaltet.
Ob die Sitzpilze kommen, wird in den kommenden Wochen politisch entschieden. Klar ist: Frankfurt ringt weiter um den richtigen Umgang mit einer Drogenrealität, die nicht einfach verschwindet – und dabei auf Maßnahmen setzt, die zwischen Prävention, Pragmatismus und Provokation pendeln.