Rufe aus Sonneborns Satire-Partei nach seriöser Politik

Wahlkampagne der Partei ´Die PARTEI´, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Nach Erfolgen bei der Europawahl 2019 und den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen im September wird in der Satirepartei "Die Partei" der Ruf nach einem ernsteren Programm laut. "Kommunalpolitisch kann man wenig erreichen, wenn man sich nur zum Kasper macht. Da bekommt man keine Stimmen", sagt Timo Gätzschmann dem "Spiegel".

Gätzschmann und sein Ortsverband holten bei der Kommunalwahl in Schermbeck in der Nähe von Bottrop 10,3 Prozent der Stimmen und wurden damit drittstärkste Kraft – noch vor der SPD. "Wir stehen jetzt an einer Stelle, an der wir sehr intensiv diskutieren müssen, was wir wollen", sagte Parteichef Martin Sonneborn. "Wir haben Satiriker, und wir haben Realpolitiker in der Partei." Deshalb versuche man bei den kommenden Wahlen, beispielsweise zum Abgeordnetenhaus in Berlin im nächsten Jahr, die besten Köpfe aus beiden Bereichen aufzustellen. Damit bemüht sich Sonneborn um einen Kompromiss, denn es gibt auch weiterhin einen satirischen Flügel innerhalb der Partei. Kerstin Kruschwitz, Mitglied im Parteivorstand in Berlin, sagt: "Unser Ziel muss es sein, Probleme in der Politik satirisch aufzudecken." Der Satiriker Sonneborn gründete "Die Partei" 2004 als Witz und Provokation, heimste in der Folgezeit aber erstaunliche Wahlerfolge ein. Bei der Bundestagswahl 2013 machten noch 0,2 Prozent ihr Kreuz bei der Partei, 2017 waren es 1 Prozent, bei der Europawahl 2019 schon 2,4 Prozent. In sechs Städten holte "Die Partei" damals mehr Stimmen als die FDP, in Hamburg in sieben Stadtteilen mehr als die CDU.

Foto: Wahlkampagne der Partei ´Die PARTEI´, über dts Nachrichtenagentur