Stiko sieht Aufhebung der Priorisierung in Teilen kritisch

Aufgezogene Impfspritzen, über dts Nachrichtenagentur

Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, sieht die Aufhebung der Priorisierung, wie sie Bund und Länder beschlossen haben, in Teilen kritisch. Sie sei an Orten, an denen Menschen mit erhöhter Priorität noch immer auf einen Impftermin warten, "nicht im Sinne der Stiko", sagte er "Zeit-Online". Er fürchte, dass viele Hausarztpraxen in der Folge der Aufhebung der Priorisierung "unter dem Ansturm der Impfwilligen zusammenbrechen" werden.

Warum sich Bund und Länder dennoch schon jetzt für die Aufhebung der Priorisierung entschieden haben, erklärte der Stiko-Vorsitzende auch mit dem wachsenden öffentlichen Druck. "Die Urlaubszeit steht an. Hinzu kommt der Wahlkampf." Mertens sagte zwar, dass sich Jens Spahn (CDU) lange Zeit für die Priorisierung starkgemacht habe. Inzwischen gebe es jedoch immer mehr Beispiele, bei denen politische Entscheidungen und wissenschaftlich begründete Empfehlungen auseinanderlägen, sagte Mertens. "Es werden jetzt Sachen entschieden, die mit einer wissenschaftlichen Herangehensweise nur noch wenig zu tun haben." Damit meint er zum Beispiel die Verkürzung des Impfabstands bei der Astrazeneca-Impfung von zwölf auf vier Wochen. Diese gehe eindeutig mit einem geringeren Impfschutz einher. Auch dass sich nun viele junge Menschen mit dem Impfstoff von Astrazeneca impfen lassen, der bereits entpriorisiert wurde, sei laut Mertens "nicht die beste Entscheidung". Die Stiko empfiehlt die Impfung nur in Ausnahmefällen Menschen unter 60.

Foto: Aufgezogene Impfspritzen, über dts Nachrichtenagentur