Hof (Oberfranken) – Es war ein ganz normaler Sonntagnachmittag in der Eisdiele „Bella Italia“ im Zentrum von Hof – bis plötzlich Tische flogen, Kinder schrien und eine Gruppe junger Männer auf einen anderen einschlug, als ginge es um Leben und Tod. Der brutale Angriff auf einen 20-jährigen Syrer durch vier ebenfalls syrischstämmige Männer sorgt jetzt nicht nur bei deutschen Anwohnern für Entsetzen – auch innerhalb der syrischen Community wächst der Frust. Mehrere Familien aus der Region sprechen nun offen über ihre Wut – auf ihre eigenen Landsleute.
„Solche Leute machen uns in Deutschland das Leben schwer!“, schimpft Firas A., Vater von drei Kindern, der selbst 2015 aus Damaskus floh. Er war Augenzeuge des Vorfalls und half dem verletzten jungen Mann, bis der Rettungsdienst eintraf. „Wir alle kämpfen seit Jahren dafür, hier akzeptiert zu werden, uns zu integrieren. Dann kommen solche primitiven Typen und ruinieren alles mit Gewalt.“
Der Angriff ereignete sich mitten im voll besetzten Außenbereich der beliebten Eisdiele. Die vier Angreifer – zwischen 19 und 24 Jahre alt – sollen laut Polizei gezielt auf ihr Opfer losgegangen sein, das bereits zuvor Drohungen erhalten hatte. Hintergrund könnten Streitigkeiten innerhalb der syrischen Szene gewesen sein, möglicherweise auch Beziehungsprobleme. Doch die Brutalität der Attacke schockiert: Mit Stühlen, Fäusten und einem Gürtel wurde auf das Opfer eingeschlagen. Ein Gast rief die Polizei, andere brachten Kinder in Sicherheit.
„Ich dachte, wir sind in Syrien, nicht in Hof“, sagt ein älterer Syrer, der anonym bleiben möchte. „Wir sind geflohen, um genau solchen Gewaltstrukturen zu entkommen – und jetzt importieren ein paar Jugendliche dieses Verhalten wieder zurück auf deutsche Straßen. Das ist eine Schande.“
Die Polizei konnte alle vier Tatverdächtigen noch am Tatort festnehmen. Gegen sie wird nun wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Zwei von ihnen sind polizeibekannt. Der Geschädigte kam mit schweren Verletzungen ins Klinikum – Lebensgefahr bestand nicht.
Doch was bleibt, ist ein massiver Vertrauensverlust – nicht nur in der deutschen Mehrheitsgesellschaft, sondern auch innerhalb der syrischen Migranten selbst. Die Stadt Hof hatte in den vergangenen Jahren viel in Integrationsprojekte investiert. Gerade deshalb sei der Vorfall besonders bitter, meint die Sozialarbeiterin Jana Meißner: „Viele Syrer hier machen alles richtig – sie arbeiten, lernen Deutsch, wollen dazugehören. Und dann kommt so ein Gewaltexzess, der alles infrage stellt.“
In einem offenen Brief wandte sich am Montag eine Gruppe syrischer Familien an die Stadt Hof. Darin heißt es: „Wir distanzieren uns von diesen Gewalttätern. Sie sprechen nicht für uns. Wir bitten darum, nicht alle über einen Kamm zu scheren.“ Gleichzeitig fordern sie eine strengere Kontrolle von straffälligen Asylbewerbern – und im Wiederholungsfall auch Abschiebung. „Wer hier lebt, muss sich an Regeln halten. Wenn nicht, hat er sein Recht auf Gastfreundschaft verwirkt“, heißt es in dem Schreiben.
Auch viele deutsche Bürger zeigen sich solidarisch – aber auch zunehmend besorgt. „Ich habe nichts gegen Ausländer“, sagt eine Passantin vor dem Eiscafé, „aber es kann doch nicht sein, dass Familien mit Kindern nicht mal mehr ungestört ein Eis essen können.“ In sozialen Medien überschlagen sich Kommentare – zwischen Verständnis, Wut und Polarisierung.
Fazit: Der Fall von Hof zeigt auf erschreckende Weise, wie sensibel das gesellschaftliche Gleichgewicht inzwischen geworden ist. Wenn Migranten selbst gegen Migrantengewalt protestieren, dann ist klar: Die Eskalation betrifft nicht nur eine Seite, sondern die ganze Stadtgesellschaft.
Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden – und die große Mehrheit der friedlich lebenden Syrer nicht länger unter dem Verhalten einiger Gewalttäter leiden muss.