TRADITIONS-KOLLAPS SCHOCKT DEUTSCHLAND

Es ist ein wirtschaftliches Erdbeben, das den Süden der Republik erschüttert und einmal mehr beweist, dass selbst eine über einhundertsechzigjährige Firmengeschichte kein Schutzschild gegen die brutale Realität der aktuellen Wirtschaftskrise ist, denn mit dem traditionsreichen Ulmer Holzspezialisten Mocopinus trifft es ausgerechnet einen jener Mittelständler, die eigentlich als das unverwüstliche Rückgrat der deutschen Industrie galten. Obwohl der natürliche Baustoff Holz derzeit eine Renaissance erlebt und ökologisches Bauen als Trend der Zukunft gilt, konnte dieser Boom den dramatischen Absturz des Unternehmens nicht verhindern, was nun dazu führt, dass zweihundertsiebzig Mitarbeiter an den Standorten in Ulm, Karlsruhe und im sächsischen Ammelshain voller Sorge um ihre Arbeitsplätze bangen müssen, während eine Ära deutscher Handwerkskunst, die Generationen überdauerte, nun vor dem Scherbenhaufen der Insolvenz steht und die bittere Erkenntnis hinterlässt, dass Tradition allein keine Rechnungen mehr bezahlt.

Das Unternehmen, das sich in der Branche einen exzellenten Ruf als Veredler für hochwertige Fassaden, Terrassen und den Innenausbau erarbeitet hatte und sogar über eine eigene Lackproduktion verfügte, war maßgeblich an prestigeträchtigen Großprojekten beteiligt, wie etwa dem bekannten Hotel Bretterbude in Heiligenhafen an der Ostsee, doch all diese Referenzen konnten den schleichenden Niedergang nicht aufhalten. In einem letzten verzweifelten Versuch, das Ruder noch herumzureißen, hat die Geschäftsführung nun den Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt, um unter der Aufsicht eines Sachwalters der Kanzlei Pluta vielleicht doch noch einen Weg aus der finanziellen Schieflage zu finden, was jedoch nichts an der Tatsache ändert, dass die Produktion und Verwaltung an drei großen Standorten nun unter dem Damoklesschwert der Ungewissheit stehen und die stolze Geschichte des Unternehmens in ihrer wohl dunkelsten Stunde angekommen ist.

Dieser Fall reiht sich nahtlos ein in eine beängstigende Welle von Firmenpleiten, die derzeit durch das Land rollt und selbst gesunde Kerne der deutschen Wirtschaft angreift, wobei das Scheitern von Mocopinus besonders schmerzt, da es zeigt, dass Qualität und Nachhaltigkeit in einem toxischen Marktumfeld aus steigenden Kosten und sinkender Nachfrage nicht mehr ausreichen, um zu überleben. Wenn ein Spezialist, der seit der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts besteht und Kriege sowie Währungsreformen überstand, im Jahr zweitausendfünfundzwanzig kapitulieren muss, ist das ein alarmierendes Signal für den gesamten Standort Deutschland, das weit über die Grenzen von Baden-Württemberg hinaus hallt und die bange Frage aufwirft, wie viele weitere Traditionsnamen noch von der Bildfläche verschwinden werden, bevor sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wieder stabilisieren.


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