Verantwortlicher für Ditib-Spionageskandal als Verbands-Vize wiedergewählt – Erneuerungsanspruch “ein Witz”

Ditib-Spionageskandal

 

In den Neuwahlen des Vorstands der Türkisch-Islamischen Union Ditib ist der Verantwortliche für den “Spionage-Skandal” des Jahres 2016, Ahmet Dilek, als stellvertretender Vorsitzender bestätigt worden. Dies berichtet der “Kölner Stadt-Anzeiger” (online auf ksta.de und Mittwoch-Ausgabe). Der Verband teilte mit, er wolle mit der neu formierten Führung “die seit nahezu drei Jahren andauernden Debatten entschärfen und einen Neuanfang starten”. Die Debatten der vergangenen Jahre, “welche selten von Ditib ausgegangen”, aber “fast immer auf Ditib projiziert” worden seien, hätten “wegen falscher Deutungen und Wahrnehmungen, aber auch mancher Handlungen der Ditib” zu einer “Eskalation der Debatten” und einer “negativen Wahrnehmung der Muslime geführt”, klagt die Ditib. Sie wolle nun ihren Beitrag zur Deeskalation leisten, ihre “Verantwortung als Religionsgemeinschaft” ins Zentrum ihres Wirken stellen und in diesem Zusammenhang auf die staatliche Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts hinarbeiten. Der Grünen-Politiker Volker Beck, Lehrbeauftragter am CERES Centrum für Religionswissenschaftliche Studien der Ruhruniversität Bochum, nannte den Erneuerungsanspruch des gerade gewählten Ditib-Vorstands “einen Witz”: “Von Neuorientierung und Aufarbeitung keine Spur”, sagte Beck dem “Kölner Stadt-Anzeiger”. Er verwies darauf, dass der Vize-Vorsitzende Dilek mindestens zwischen 2014 und 2017 in Köln als Religionsattaché tätig war. Damit fiel die Übermittlung von Dossiers über Kritiker und Gegner des Erdogan-Regimes, die von Ditib-Imamen zusammengestellt worden waren, Ankara in Dileks Zuständigkeit. Die türkischen Generalkonsulate in Köln, Düsseldorf und München hatten Informationen an die türkische Regierung geliefert. Dies löste Ermittlungen deutscher Behörden und Verstimmungen auf der politischen wie diplomatischen Ebene aus. Laut Ditib steht künftig der Theologe Kazim Türkmen als Vorsitzender an der Spitze des Verbands. Er soll den diplomatischen Rang eines Botschaftsrats bekleiden. Auf die Frage, ob auch Dilek und Generalsekretär Abdurrahman Atasoy Anstellungsverträge über die staatliche türkische Religionsbehörde Diyanet haben, war von der Ditib zunächst keine Antwort zu bekommen. Der Verband sieht in der Diyanet laut seiner Erklärung zur Vorstandsneuwahl aber “als Quelle ihrer spirituellen und religiösen Referenz auch weiterhin eine wichtige Stütze”.

 

Kölner Stadt-Anzeiger