Alpentourismus – Reinhold Messner: Heute führt eine Piste auf den Mount Everest

Mount Everest

 

Bergsteiger-Legende kritisiert modernen Alpentourismus – “Es gibt keine Stelle, wo Sie nicht mit den Händen in den Hosentaschen hinauflaufen könnten”

Osnabrück. Der Extrembergsteiger Reinhold Messner macht sich Sorgen über einen Trend zu mehr ausgebauten Wegen für Touristen im Hochgebirge: “Heute leben wir im Zeitalter des Pistenalpinismus. Es gibt überall Pisten”, kritisierte er im Gespräch mit der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. Er habe diese Entwicklung selbst am Mount Everest beobachtet: “Da bauen 200 Sherpas – das ist eine Masse an Leuten – in einem Monat eine Piste vom Basislager zum Gipfel. Die ist ein paar Meter breit, links und rechts sind Seile, und es gibt keine Stelle, wo Sie nicht mit den Händen in den Hosentaschen hinauflaufen könnten.” Laut Messner wollen auch Menschen, die nicht die nötige Kondition dafür mitbringen, den Mount Everest erklimmen. “Mich hat mal ein sehr wohlhabender Amerikaner, Fluglinienbesitzer, gefragt, ob ich bereit bin, ihn auf den Everest zu bringen, mit welchen Mitteln auch immer. Am Ende hat er gesagt, wir reden nicht über ein Honorar, sondern über Anteile an meiner Fluglinie.” Der Buchautor lehnte das Angebot ab: “Erstens kann ich nicht garantieren, dass ich wieder raufkomme, zweitens würde ich nur ohne Sauerstoffmaske hinaufsteigen, und da kann ich es als Bergführer nicht verantworten, einen Klienten dabeizuhaben. Drittens finde ich es einfach nicht gut, dass man sich so etwas kaufen kann.” Messner, der bis 2004 fünf Jahre im Europaparlament tätig war, warnte zudem vor den Gefahren des Nationalismus. Der 74-Jährige sagte, er habe sich geweigert, mit dem jetzigen österreichischen Bundeskanzler Sebastian Kurz auf den Ortler zu steigen, schon vor dessen Regierungsbildung mit der FPÖ von Heinz-Christian Strache. “Ich habe gesagt, ich traue dem zu, dass er mit dem Strache eine Koalition eingeht, und wer mit dem Strache regiert, bekommt von mir niemals ein Placet. Das ist meine Form der Politik.”

 

Neue Osnabrücker Zeitung