Eine aus dem 16. Jahrhundert stammende Tradition führte am Sonntag zum Abschlachten von 1.428 Weißseitendelfinen auf den Färöer-Inseln. Die Bilder von der als Kulturgut bezeichneten Jagd auf die Meeressäuger lösten breites Entsetzen aus. Nach Angaben der Färöer-Inseln töten die Inselbewohner normalerweise bis zu 1.000 Meeressäuger in einem Jahr. Im vergangenen Jahr waren es 35 Weißseitendelfine. Die Jagd auf den Inseln im Nordatlantik ist nicht kommerziell und wird genehmigt, aber Umweltaktivisten halten sie für grausam. Einige Menschen auf den Färöern, die diese Praxis verteidigen, befürchten, dass die aktuelle Jagd unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich ziehen wird, da sie weitaus größer war als frühere Jagden und offenbar ohne die übliche Organisation stattfand. Heri Petersen, der Vorarbeiter einer Gruppe, die auf der zentralfäröischen Insel Eysturoy, wo die Tötungen am Sonntag stattfanden, Grindwale an Land treibt, sagte, er sei nicht über die Jagd informiert worden und distanziere sich „entschieden“ davon. Gegenüber dem Internet-Nachrichtenportal in.fo, sagte er, es gebe zu viele Delfine und zu wenige Menschen am Strand, um sie zu schlachten. Die Meeressäuger werden wegen ihres Fleisches und ihrer Speckschicht getötet. Olavur Sjurdarberg, Vorsitzender der Färöer-Vereinigung für die Grindwaljagd, befürchtete, dass die Diskussion über die Treibjagden wieder aufleben und die uralte Tradition der 18 felsigen Inseln, die auf halbem Weg zwischen Schottland und Island liegen, in ein schlechtes Licht rücken würde. Die in Seattle ansässige Sea Shepherd Conservation Society wehrt sich seit Jahren gegen diese traditionelle Triebjagd. Auf Facebook bezeichnete die Organisation die Ereignisse des Wochenendes als „illegale Jagd“. Der färöische Fischereiminister Jacob Vestergaard sagte dem lokalen Radiosender Kringvarp Foeroya, dass alles nach Vorschrift ablief. Die Weißseitendelfine und die Grindwale sind keine bedrohten Arten. Jedes Jahr treiben die Inselbewohner Herden der Säugetiere – vor allem Grindwale – in flache Gewässer, wo sie erstochen werden. Die Treibjagden sind gesetzlich geregelt, und das Fleisch und der Speck werden auf Gemeinschaftsbasis geteilt.
https://youtu.be/YyuZ8hxQjtE