Bürgermeister: Selbstbewaffnung soll keine Lösung sein?

Es ist eine mutige und sicher auch schwierige Entscheidung, die ein Bürgermeister aus dem Rheinland für sich getroffen hat. Weil er sich im Amt so massiv bedroht fühlt, möchte er die Möglichkeit haben, sich zu bewaffnen. Sein Wunsch zur Selbstbewaffnung dürfte durchaus auch als Hilferuf an Politik von Land und Bund zu verstehen sein, die Kommunalpolitiker endlich besser vor Bedrohungen und Anfeindungen zu schützen. Denn offensichtlich fühlen sich manche von ihnen im Stich gelassen. Das Bestreben dieses Bürgermeisters ist der vorläufige Höhepunkt einer brandgefährlichen Entwicklung. Seit Jahren nehmen Anfeindungen gegen Amts- und Mandatsträger zu. Und zunehmend schwappt dieser Hass aus dem Internet auf die Straße über. Virtuelle Drohungen treten immer häufiger im realen Leben mit erschreckender Brutalität zu Tage – man nehme nur die Messerattacken auf die Stadtoberhäupter von Altena und Köln. Aber ist Selbstbewaffnung der richtige Weg? Immer mehr Bürger in Nordrhein-Westfalen bejahen diese Frage jedenfalls. Seit der Kölner Silvesternacht werden jährlich mehr kleine Waffenscheine beantragt. Jetzt folgt ein Bürgermeister in NRW diesem Beispiel. Er signalisiert damit auch, dass die Bürger recht damit haben könnten, wenn sie sagen, dass sie sich immer unsicherer fühlen – obwohl die Polizei gleichzeitig das Gegenteil behauptet. Sicherlich muss man jeden Fall einzeln betrachten. Aber in Gänze führt das zu einer Aufrüstung der Bevölkerung, die schleichend vorangeht und letztlich niemand wollen dürfte. Daher sollten auch Stadtoberhäupter – oder gerade sie – von einer Selbstbewaffnung absehen und als gutes Beispiel vorangehen. Auch wegen ihrer Vorbildfunktion sind sie schließlich gewählt worden. www.rp-online.de