Melinda Gates: "Bill konnte verdammt gut debattieren"

Washington (dts Nachrichtenagentur) – Microsoft-Gründer Bill Gates hat seine spätere Frau Melinda Gates bei ihren ersten Begegnungen eingeschüchtert – und zwar durch seinen Führungsstil. In dem Tech-Konzern sei es in den frühen Jahren zugegangen wie in einem "Debattierklub für Jungs", sagte Melinda Gates der "Welt" (Montagsausgabe). "Und Bill konnte verdammt gut debattieren. Das kann Menschen tatsächlich einschüchtern."

Und es habe auch sie eingeschüchtert, "absolut", sagte sie. Heute, als seine Ehefrau und Mitgründerin der Bill & Melinda Gates Stiftung, wisse sie, dass man Bill Gates nicht missverstehen dürfe. "Er will herausfinden, ob das, was ihm jemand sagt, tatsächlich präzise und richtig ist", sagte Gates weiter. "Er lernt dazu, indem er andere Positionen infrage stellt. So nimmt er neue Informationen auf." Dennoch habe sie sich in ihrer Stiftung bewusst für einen anderen, weniger aggressiven Führungsstil entschieden. "Diese Debattiersache machen wir in der Stiftung nicht", sagte Gates. "Wir haben Mitarbeiter aus Indien, verschiedenen Ländern Afrikas, aus dem Nahen Osten, den USA. Wir wollen all ihre unterschiedlichen Standpunkte hören. Und wir möchten, dass sie sich wohl fühlen, ihre Meinung zu sagen, und das nicht nur, wenn sie gute Debattierer sind." Sie habe immer gewusst, was für eine Unternehmenskultur sie in der Stiftung wollte, so Gates weiter. Darauf habe sie bei der Besetzung der Führungskräfte sehr genau geachtet. "Ich bin überzeugt, dass man gleichzeitig mächtig und empathisch sein kann. Du musst nicht aggressiv sein, um dich durchzusetzen. Aggressivität ist alter Stil, der für die meisten Menschen überhaupt nicht funktioniert." Melinda Gates leitet mit ihrem Ehemann Bill Gates die größte Privat-Stiftung der Welt. Die Bill & Melinda Gates Foundation investiert Milliarden in den Kampf gegen extreme Armut und Krankheiten und setzt sich darüber hinaus für die Rechte von Frauen und Mädchen ein. Bis Ende 2017 hatte sie Zuschüsse in Höhe von 45,5 Milliarden Dollar (umgerechnet knapp 41 Milliarden Euro) ausgezahlt.