Immer mehr Sprachstörungen bei Kindern in Sachsen-Anhalt!

Immer mehr Schulanfänger in Sachsen-Anhalt haben Sprachprobleme: So fielen bei den Schuleingangsuntersuchungen 2022 von rund 13.000 Kindern über 28 Prozent durch die Tests bei der Aussprache. Das ist mehr als jedes vierte Kind. Die Zahlen steigen seit Jahren. Der Anstieg sprachlicher Defizite sei durch die Corona-Pandemie verstärkt worden, erklärt das Landessozialministerium auf Nachfrage der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Dienstagsausgabe).

“Immer mehr Kinder haben Defizite in Kognition, Motorik und Aufmerksamkeit”, sagt Sprechwissenschaftlerin Stephanie Kurtenbach, Dozentin an der Martin-Luther-Universität. “Dafür gibt es mehrere Gründe, einer ist die Digitalisierung. Im Zuge gesellschaftlicher Veränderungen gibt es weniger Zeit und Ruhe, um intensive Gespräche mit Kindern zu führen.” Inwieweit die Pandemie Probleme verstärkt hat, werde sich zeigen. Laut Studien unter anderem von Krankenkassen verbringen Kindern und Jugendlichen immer mehr Zeit mit elektronischen Medien. Für Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD spielt neben “der Kita als frühkindlichen Bildungsort das Elternhaus eine wichtige Rolle. Dort muss mehr miteinander gesprochen werden, denn ohne Sprache ist auch ein Lese- und Schreiberwerb schwer möglich.” Eine Rolle dürfte auch die höhere Zahl an Flüchtlingskindern spielen. Laut Ministerium seien Defizite bei Kinder mit Migrationshintergrund deutlich häufiger.

Die Schuleingangsuntersuchungen konnten während der Pandemie teilweise nur verspätet stattfinden. Im vergangenen Jahr wurden für das 2023 beginnende Schuljahr 14 Prozent der Kinder wegen Problemen bei der Artikulation zum Logopäden überwiesen, 14 Prozent waren bereits in Behandlung. Der Entwicklungsstand der Abc-Schützen ist immer häufiger nicht ausreichend: Im Jahr 2015 betraf es 22 Prozent, 2018 schon 26 Prozent.

Mitteldeutsche Zeitung