Stadtwerke Rüsselsheim verzichten auf Berufung: Niederlage im Streit um Strompreise

Rüsselsheim, 12. März 2025 – Die Stadtwerke Rüsselsheim haben entschieden, auf eine Berufung gegen ein Urteil des Landgerichts Darmstadt zu verzichten. Der Rechtsstreit drehte sich um die Rechtmäßigkeit von Strompreiserhöhungen im Jahr 2022, die zahlreiche Kunden der Stadtwerke in Aufruhr versetzt hatten. Mit dem Verzicht auf weitere juristische Schritte akzeptieren die Stadtwerke die Niederlage – ein Schritt, der sowohl Erleichterung als auch Kritik in der Region auslöst.

Im Mittelpunkt des Verfahrens standen Preisanpassungen, die die Stadtwerke im Frühjahr 2022 vorgenommen hatten, um gestiegene Beschaffungskosten aufgrund der Energiekrise weiterzugeben. Mehrere Privat- und Geschäftskunden klagten daraufhin, unterstützt von der Verbraucherzentrale Hessen, mit der Begründung, die Erhöhungen seien nicht ausreichend transparent kommuniziert und teilweise unverhältnismäßig hoch gewesen. Das Landgericht Darmstadt gab den Klägern im Januar 2025 weitgehend recht und verurteilte die Stadtwerke zur Rückerstattung überhöhter Beträge sowie zur Anpassung ihrer Preismitteilungspraxis.

„Wir haben uns nach reiflicher Überlegung gegen eine Berufung entschieden“, erklärte Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Gapp in einer Pressemitteilung. „Unser Ziel ist es, das Vertrauen unserer Kunden zurückzugewinnen und uns auf eine stabile, transparente Versorgung zu konzentrieren.“ Die Stadtwerke hätten die internen Prozesse bereits überarbeitet, um künftige Preisänderungen klarer zu kommunizieren. Zudem wurde angekündigt, betroffenen Kunden die zu viel gezahlten Beträge zeitnah zurückzuerstatten – Schätzungen zufolge beläuft sich der Gesamtbetrag auf mehrere hunderttausend Euro.

Die Entscheidung stößt auf gemischte Reaktionen. „Das ist ein Sieg für die Verbraucher“, sagte eine Sprecherin der Verbraucherzentrale Hessen. „Es zeigt, dass Unternehmen nicht einfach willkürliche Preiserhöhungen durchdrücken können.“ Gleichzeitig äußerten lokale Unternehmer Sorge, dass die Stadtwerke die finanziellen Verluste aus dem Streit langfristig auf alle Kunden umlegen könnten. „Am Ende zahlen wir das doch wieder über höhere Grundtarife“, befürchtet ein Rüsselsheimer Geschäftsinhaber.

Für die Stadtwerke, die in Rüsselsheim Grundversorger für Strom und Gas sind und zudem den öffentlichen Nahverkehr sowie die Glasfaserinfrastruktur betreiben, markiert die Entscheidung einen Wendepunkt. Nach Jahren des Wachstums – etwa durch die Übernahme der Stromnetze 2008 und den Ausbau der Photovoltaik mit der Gewobau – steht das Unternehmen nun vor der Herausforderung, wirtschaftliche Stabilität und Kundenvertrauen wiederherzustellen.

Experten sehen den Verzicht auf die Berufung als pragmatischen Schritt. „Ein weiterer Rechtsstreit hätte hohe Kosten und Unsicherheiten mit sich gebracht“, meint Energiewirtschaftsanalystin Sabine Holtmann. „Die Stadtwerke setzen jetzt auf Schadensbegrenzung.“ Für die Bürger bleibt abzuwarten, ob die versprochene Transparenz auch in der Praxis umgesetzt wird – und ob die Energiezukunft in Rüsselsheim erschwinglich bleibt.

(Stand der Informationen: 12. März 2025)


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