Bianka Perez: Gedankliche Notiz und Fragestellung im Bezug auf Michael Perez und den § 63 STGB Teil 1 und 4!

Michael und Bianka Perez

 

Teil 1:

Er kämpft einen Kampf, den er alleine niemals gewinnen konnte….
Ein großer Bruder ist alles in einem, ein Freund, ein Feind, ein Held, eine Nervensäge oder auch ein Möbelpacker, aber vor allem, ist er ein großer Bruder. Man hasst sich, man streitet, man hetzt, aber trotz all der Gemeinheiten, liebt man sich.
Das Band was Bruder und Schwester verbindet ist unheimlich stark. Das Blut das beide in sich tragen, führt sie immer wieder zusammen und sorgt dafür, dass sie nicht vergessen, wo sie herkommen und hingehören. Dort können sie alle Masken fallen lassen, müssen nicht mehr stark sein, können herumalbern wie kleine Kinder und niemand würde urteilen.
All diese Dinge die andere mit ihren Bruder erleben, bei denen man weiß er wäre stolz auf einen, die Hälfte hat man uns genommen, vielmehr ihm…
Auch die Familie leidet darunter. Jedes Fest, bei dem er nicht dabei sein darf, wird auch von uns nur mit einem Schatten gefeiert, der uns zeigt dass er gerade nicht dabei sein kann. Das er wohl gerade in einem Zimmer von 2 m auf 2 m sitzt und ebenfalls genau daran denkt.

Mein Bruder ist 33 Jahre alt und nun mehr seit 7 Jahren in der geschlossenen Psychiatrie. Jetzt denken viele, ein Geisteskranker, ein Psychopath oder Schwerverbrecher, aber nichts davon trifft zu. Michael ist ein Opfer der Justiz und der Psychiatrie.
Aufgrund eines Faustschlages, ohne bleibende Schäden, hält man ihn dort seit 7 Jahren fest. Behauptet er sei eine Gefahr für die Allgemeinheit. Doch die einzige Gefahr geht von den Ärzten, Gutachtern und Richtern aus. Denn diese entscheiden willkürlich über sein Leben, bestimmen seinen Tag, sagen wann & was er essen oder trinken soll, ebenso was er anziehen darf usw., sie entscheiden so gut wie alles. Den eigenen Willen kennt er schon lange nicht mehr, vielmehr ist dieser nichts mehr Wert, jedoch versucht er es tapfer weiter. Die Hoheitsrechte eines jeden einzelnen, den eigenen Willen, das Recht auf körperliche Unversehrtheit usw., all dies wird missachtet ohne schlechtes Gewissen.

Doch nun bin ich schlauer nun weiß ich, das in diesem Land Menschen gefoltert, gepeinigt, schikaniert und entehrt werden, legalisiert durch den § 63, der er möglich macht die Menschenrechte außer Kraft zu setzen. Alles ungestraft, vor den Augen der Öffentlichkeit.
Die Mauern der Psychiatrie sich hoch und dick und das aus einem guten Grund, denn dort passieren nachweißlich Dinge, die niemals für die Augen oder Ohren außenstehender gedacht waren. Eine grausame , farblose Hölle in der es nur um Kontrolle, Macht & Geld geht. Hier gibt es keine Therapie, hier beherrscht Zwang den Alltag.

 Ich frage mich täglich, wie lange kann ein Mensch das aushalten, ohne kaputt zu gehen und noch viel wichtiger, wie lange kann wohl Michael das noch aushalten. Wie viel Kraft hat ihn das alles schon gekostet und wie viel kostet es ihn noch. Wie viel Entwürdigung, Folter, Schikane und Willkür kann ein Mensch ertragen bis er zerbricht?
Ich bin nicht mehr bereit alles einfach so hinzunehmen, jetzt kämpfe ich mit und für ihn. Ich kämpfe für seine Freiheit, sein Leben und endlich für Gerechtigkeit, dafür das die Menschen endlich für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen werden, dafür das sie willkürlich mit Menschenleben spielen und zerstören, wieso muss man einen jungen Mann in der Blüte seines Lebens zerstören? Dafür dass alle mitbekommen, was Grauenhaftes hinter den Mauern passiert.

Der § 63 stammt noch aus der Hitler Zeit, man nennt ihn auch den Narzi Paragraphen.

Ich werde so lange weiter kämpfen wie ich eben muss. Egal wie oft ich dabei anecke oder wie sehr auch ich an meine Substanz komme. Er ist mein großer Bruder und was ihm und vielen anderen wiederfahren ist und noch wiederfährt ist abartig. Menschen die genervt sind, wissen nicht was es heißt um das Leben eines Angehörigen zu fürchten. Wissen nicht welche emotionale Belastung es auch für uns als Familie ist.

Welche Mutter und welcher Vater hören gern, dass der eigene Sohn in einer sozialen Einrichtung bis aufs übelste gefoltert und gepeinigt wird?

Welche Schwester oder welcher Bruder, weiß gern dass der Bruder menschenunwürdig behandelt wird. Wer würde nicht versuchen wollen, etwas daran zu ändern?

Für mich ändert kein Urteil, keine Psychiatrie und kein Gutachten was daran, dass er eben einfach mein großer Bruder ist und ich schaue noch immer zu ihm auf. Vielleicht auch gerade deshalb, ich bin stolz einen so tollen und starken Bruder zu haben und ich schäme mich für nichts.

Manch einer hätte vielleicht schon aufgegeben, aber wenn eins ganz sicher ist, dann das ich immer alles in meiner Macht stehende tun werde um meiner Familie zu helfen. Niemand der nicht in einer ähnlichen Situation ist oder war, kann sich auch nur annähernd vorstellen, was es bedeutet, wie es ist jeden Tag den er übersteht als Erfolg anzusehen. Weil das nun mal einer ist. Für mich als Schwester, wird es jeden Tag schwerer, denn es wird jeden Tag mehr und jeder Zug der Klinik heftiger.

Nun bin ich aber in Freiheit, kann essen was ich will, kann machen was ich will, darf arbeiten gehen, rauchen, duschen und Zähne putzen wann immer ich es will.

Wenn es für mich schon grausam ist und immer schlimmer und schwieriger wird. Wie wird es wohl für Michael sein, er kämpft nicht nur ebenso um seine Freiheit, er badet auch jeden noch so kleinen Erfolg aus. Jede Maßnahme wird schlimmer und länger. Jedes Mal wieder Isolation und Fixierung.

Wie grausam muss es dann für ihn sein? Wie stark muss er sein? Aber vor allem wieso wird so etwas zugelassen.

Natürlich bin ich voreingenommen denn es ist mein Bruder, aber ich weiß es auch deshalb ganz genau, er ist im Herzen gut. Er war nicht immer ein Engel aber ganz ehrlich wegen einem Faustschlag seit fast 8 Jahren gefoltert zu werden, jeder Richter oder Gutachter müsste dies automatisch beenden. Krankheit wurde aktuell keine diagnostiziert, also warum wird hier so unheimlich willkürlich entschieden und gehandelt.

Diese Frage richte ich an alle, alle die denken sie seien soziale, hilfsbereite und freiheitskämpfende Menschen… An alle die sich tagelang über die Gewalt in anderen Ländern aufregen, alle die denken zum Glück lebe ich in Deutschland.

 

Vielleicht sollten alle mal ihre Augen öffnen und genau hinschauen, es gibt natürlich schlimme

Gewalt im Ausland, Sachen die man sich hier niemals vorstellen kann…

 

Aber auch hier, direkt vor unseren verschossenen Augen, immer in Gedanken daran, Deutschland ist ein Rechtsstaat, genau hier, passieren Dinge die sich auch keiner vorstellen kann.

Weil wir es einfach nicht hören oder sehen können oder wollen. Hier wird ein Image verbreitet das nicht gelebt wird. Sei es die Gewalt gegen Flüchtlinge in den Lagern, über die nach 3 Tagen keiner mehr spricht, oder Missbrauchte Frauen, die ein Leben in Angst führen müssen, weil der Täter in 2 Jahren wieder draußen ist. Oder der Machtmissbrauch in Kirchen, Krankenhäusern, Gefängnissen, Staatlichen Einrichtungen und Behörden…

 

Wer gibt uns das Recht über andere zu urteilen, solange wir selbst diese Grausamkeit billigend im eigenen Land in Kauf nehmen, solange sie uns nicht betrifft…

 

Mein großer Bruder ist eines der vielen Opfer der Psychiatrie. Seit 7 Jahren wird er wegen eines Faustschlages eingesperrt, neben Mördern, Kinderschändern auf der Suche nach einer nicht vorhandenen Krankheit….er wird fixiert, schikaniert und gepeinigt…

So etwas interessiert niemanden, alle schließen die Augen und denken,  nie im Leben in Deutschland… Ach nein? Ich habe die Dokumente, selbst ein Gutachten das keine Diagnose belegt und trotzdem entscheidet das Landesgericht Koblenz die Fortdauer der Unterbringung.

 

Dieser willkürliche Beschluss bei dem der Richter dem Sachverständigen ausnahmslos zustimmt hat das OLG aufgehoben, ebenso wie das Gutachten, da es keins war. Allein daran sieht man doch wie korrupt es zugeht. Wie kann ein hoher Richter einem Gutachten zustimmen, das nicht mal ansatzweiße den Mindestanforderungen entspricht. Ein Richter der Tag täglich solche Entscheidungen trifft?

Wie kann dieser Richter eine weitere Fortdauer aufgrund dieser falschen Gutachten verlangen? Der Richter der tausende solcher Gutachten sieht und der  die Anforderungen an ein solches kennt? Kann man nur den kranken Psychiatern einen Vorwurf machen? Oder gehören auch Richter und Gutachter dazu?

 

Ich für meinen Teil, gebe jedem die Schuld, der an solchen willkürlichen Entscheidungen beteiligt ist. Das hat nichts damit zu tun das Micha mein Bruder ist, denn er ist nur eines der unzähligen Opfer dieses kranken Systems.

 

Nehmen wir Holger Zierd, er wurde in einer dieser Anstalten zu Tode gefoltert, seine Mutter kämpft unerbittlich für ihn und bekommt sogar Recht, jedoch wird der grausame Mord im Fall von Holger als Einzelfall abgetan. Ist er das denn? Ich sag es euch, nein ist er nicht. Die Dunkelzahl dieser kann man nicht erahnen. Oder Manfred Neuberger, der wegen einer Ohrfeige in der geschlossenen Psychiatrie sitzt, niemand sorgt sich dort um seinen gesundheitlichen Zustand, auch seine Mutter kämpft mit mit aller Kraft für seine Freiheit

Und solche gibt es noch viele, viele mehr, Michael Mayer, Vanessa Berger, Sebastian von Hacht…….usw.

 

Auch ich habe von all dem erst erfahren, als ich angefangen habe mich intensiv damit zu beschäftigen. Was aber ist mit all denen die vielleicht keine Angehörigen haben? Niemand der für sie kämpft? Niemand der sich an die Öffentlichkeit traut, kann und sollte man dort einfach weg sehen.

 

Wie kann es sein das jeder Pilot eine psychiatrische Begutachtung braucht aber ein Psychiater nicht? Psychiater haben die Macht über Menschenleben zu entscheiden, sie Zwangsbehandeln und deren Freiheit zu berauben.

 

Ich will nicht abstreiten, dass es Menschen gibt die Hilfe brauchen, aber ist einem Menschen so geholfen? Egal in welcher psychischen Verfassung sich jemand befindet, niemanden „heilt“ man mit Folter oder Zwang. Ich sehe es eher als Kontraproduktiv, denn das Unrecht was dort etliche erfahren, hinterlässt seine Spuren.

 

Teil 2:

Es hinterlässt nicht nur Spuren , es verursacht sogar irreparabele Schäden im Gehirn. Ebenso frage ich mich, wieso so gut wie jeder die gleiche Diagnose gestellt  bekommt, nicht alle Menschen dort können an irgendeiner Form der Schitzophränie leiden, oder? Aber diese Diagnose ist eben eine der wenigen bei der man Neuroleptika geben kann. 

 

So stellt sich mir automatisch die nächste Frage, um was geht es hier wirklich? Ebenso ist die Klinik in der Michael untergebracht is zum Teil privatisiert, das ist verfassungswiedrig! Denn jeder weiss, privat bedeutet auch gleichzeitig immer, an einem finanziellen Nutzen orientiert! Wie kann das zusammen passen wenn es um Menschen geht? Es sollte eine rein staatliche Institution sein, niemand darf am Leid oder der Krankheit eines Menschen Geld verdienen, denn damit ist fast vorhersehbar, dass nicht die Gesundheit an erster Stelle steht.

 

Geld bedeutet Macht, Macht bedeutet Gier und zusammen kann der Drang nach Macht, Gier und Geld niemals in erstere Linie helfen.

Wir sprechen hier quasi von einer Firma. Firmen verkaufen Waren oder/und Dienstleistungen, diese wiederrum stellen sie ihren Kunden in Rechnung und können diese nicht abrechnen gehen sie Bankrott, das Prinzip ist ganz klar und sehr leicht. 

 

So nun sehen wir eine Psychiatrie mal als Firma. Was verkauft dann eine Psychiatrie?  Psychiatrien können in dem Sinn nur dann voll abrechnen, wenn entweder Neuroleptika, Fixierung oder Isolation im Spiel ist, quasi eine Ware und/oder eine Dienstleistung. Um hier den Fehler zu sehen muss man nicht studiert haben, es ist reine Logik. Nur wieso schaut dann keiner dahinter , sind wir wirklich soooo blind?

 

Ich mach mir von Tag zu Tag mehr Sorgen um Michael, es frisst mich auf ihm keine Antwort geben zu können, wann diese Hölle für ihn vorbei ist. Jeder einzelne Tag länger dort drin, bricht ihn ein Stück mehr, jeder Tag Isolation macht ihn mehr und mehr kaputt.

Ich stell mir deshalb ständig die Fragen wieso? Warum? Was hat ein Mensch getan um sowas zu verdienen? Wieso vor allem lässt der Staat so etws zu? Was hat man davon jemanden zu quälen und zu demütigen, bis er nicht mehr kann? Wie vielen geht es noch so wie Michael?

 

Wir warten noch immer auf das Gutachten von Dr. Prof K., wird dieses wohl genauso falsch und unrechtens sein wie alle anderen? Nachdem er bei Mollath & Ulvic schon so katastrophal begutachtet hat, kann ich mir die Antwort fast denken.

Wenn es doch nur mehr Möglichkeiten gäbe, wobei die Beweise sind klar, sie sind im Unrecht, trotz allem müssen wir auf ein Gutachten hoffen, das theoretisch nie gebraucht werden sollte! Und nur weil dieser Gutachter sich so verdammt lang Zeit lässt, geht es Micha schlechter und schlechter.

 

Die monatelange Isolation macht ihn irgendwann kaputt. Kein Mensch kann sowas auf Dauer aushalten.

Die Angst das wir es nicht mehr rechtzeitig schaffen wird immer präsenter, zumindest bei mir. Natürlich wird auch er immer ungeduldiger und versucht weiterhin auf das Unrecht was ihm geschieht aufmerksam zu machen. Er versucht weiterhin den Menschen die Augen zu öffnen und zu zeigen wie mit ihm und den anderen umgegangen wird. Micha war schon immer ein Mensch, der mit Unrecht nicht klar kommt, ebenso das Schicksal mancher Mitpatienten. Es lässt ihn nicht kalt, es tut ihm leid, für all die die bereits mit Neuroleptika vollgepumpt sind, das sie dass nicht mal mitbekommen, all die , die niemanden haben der sie besuchen kommt. Die niemanden haben der Ihnen Hoffnung gibt oder mit Ihnen kämpft. Aber er sagt auch, sie hatten von Beginn an nie eine Chance, gegen dieses System vorzugehen und nun sehen viele nicht, was mit ihnen passiert.

Noch hat er die Hoffnung auf sein Recht und seine Freiheit nicht aufgegeben , aber wie lange kann ein Mensch hoffen?

 

Ich bin wirklich froh Ev Schwenk kennen gelernt zu haben, sie ist eine wunderbare Frau und versteht sich auch mit Michael sehr gut, zu ihr hat er vertrauen und das obwohl sie Dipl. Psychologin ist. Genau die gleiche Bezeichnung hat auch sein jetztiger Therapeut, dieser jedoch hat meines Erachtens ganz klar seinen Beruf verfehlt!

 

Jedes mal wenn ich über das alles nachdenke bekomme ich Wut, Wut auf ein System das Menschenverachtender nicht sein könnte. Natürlich belastet mich das ganze umso mehr, da Michael in dieses System geraten ist, aber ich weiß auch das er nicht der Einzige ist. Wie kann es sein das sowas in Deutschland einfach zugelassen wird, ja sogar noch gedeckt wird?

 

Müssen wir jetzt alle Angst haben bei nur einem falschen Wort? Noch schlimmer aber, was ist mit den Menschen die wirklich krank sind und Hilfe benötigen?

 

Es gibt noch immer Menschen die denken alle psychisch kranken gehören in die Gummizelle….. wie kann man das mit sich vereinbaren, alle unter einen Hut zu stecken? Sind wir wirklich so begrenzt in unserem denken?

 

Fällt uns wirklich nicht auf, wie falsch das ist, wie unrealistisch und dumm? Kann es doch gar nicht sein das alle gleich sind! Muss jeder der eine Krankheit hat denn automatisch auch gefährlich oder böse sein? Natürlich nicht!!! Sie sind anders, ja! Aber sind wir das denn nicht alle? Unterscheidet sich denn nicht jeder von dem anderen? Sind wir deshalb weniger gefährlich als psychisch kranke Menschen?

 

Oder macht uns das vielleicht sogar noch gefährlicher, weil wir unter der Tarnung leben, gesund zu sein……bei einem psychisch Kranken wird bei einem Verbrechen nicht gefragt, man ist froh einen Sündenbock zu haben und nimmt den ohne großen Einwand. Aber bei uns „gesunden“ Menschen müssen Beweise her, Ermittlungen laufen usw… darf so etwas sein?

 

Das ganze ist einfach so ungerecht.  

 

Es wird so oder so noch ein langer Weg für Michael und er wird immer mit der Angst leben müssen, dort wieder rein zu kommen, wieso behandelt man ihn noch immer so ungerecht…

 

Ich mach mir ständig Sorgen weil ich Angst hab das er nicht mehr kann. Viele andere hätten schon lange nicht mehr durchgehalten.

Momentan zeichnet er wieder, das hilft ihm sicherlich auch und lenkt ihn ab. Es lässt die Zeit ein wenig schneller rum gehen. Ich hoffe wirklich das wir bald Erfolg haben und Micha endlich sein Leben wieder bekommt. Wir als Familie wieder komplett sind. Es ist mir noch immer unbegreiflich das so etwas passiert. Das alles ist wie in einem schlechten Film, kann doch unmöglich real sein! Aber das ist es, die traurige und bittere Wahrheit.

Das alles verändert nicht nur Michael, es verändert und bedrückt die ganze Familie.

 

Auch ich habe mich dadurch verändert, ich bin oft sehr in mich gekehrt, nachdenklich aber auch schon über mich hinaus gewachsen. Es gab oft Momente in denen ich dachte no way das ist eine Nummer zu hoch für dich oder wenn man sich in Gedanken ruft, gegen wen und was man kämpft, erscheint es oft ausweglos.

Aber aufgeben kommt nicht in Frage! Immer wenn mir solche Gedanken kommen, hab ich auch automatisch Micha vor Augen und wie stark und tapfer er alles aushält, wie sehr er kämpft und wie ausweglos es wohl für ihn sein muss. Dieser Gedanke lässt mich weiter kämpfen und nach vorne schauen.

Wir werden Michael nach Hause holen, weil es einfach richtig ist und er keine Gefahr ist. Er ist ein junger Mann dem man bis jetzt 1/4 seines Lebens nicht nur gestohlen sondern auch zerstört hat. Die Erinnerungen kann ihm keiner abnehmen, ebenso wie ihm die Jahre keiner wieder geben kann.

Aber wir können ihm helfen und beistehen um ein halbwegs normales Leben zu leben. Genau das werden wir auch tun, vor allem werden wir für ihn da sein und ihn nicht verurteilen, es wird nicht leicht aber das ist es auch jetzt nicht und war es nie.

 

Ich bin wirklich froh so tolle Menschen gefunden zu  haben die mich unterstützen und mit mir zusammen das ganze System in Frage stellen! Ich hab Menschen kennen gelernt und Freundschaften geschlossen, die auch drüber hinaus bestehen werden.

Ebenso habe ich Hass und Neid zu spüren bekommen, was mich doch eher traurig stimmt, gerade wenn man bedenkt um was es bei der Sache geht. Ich gönne jedem den noch so kleinsten Erfolg, denn ich habe nichts davon auf andere neidisch zu sein und Hass zu versprühen, damit schadet man vor allem der Person für die gekämpft wird.

 

Jede Geschichte ist einzigartig und verdient es gehört zu werden. Jeder kämpft so wie er es für richtig hält aber am Ende können wir nur gemeinsam wirklich etwas erreichen! Denn einer allein kann vielleicht gewinnen, wird jedoch immer als Einzelfall gewertet werden.

 

Natürlich ist mir auch klar das jeder in erster Linie für seine Lieben kämpft, jedoch sollte man die anderen nicht komplett vergessen. Man kann es nicht jedem Recht machen auch ich nicht, aber ich gebe mein Bestes denen zu helfen, denen ich helfen kann.

 

 

Teil 3:

So nun sitz ich wieder hier und weiß einfach nicht wohin mit meinen Gedanken. Ich weiß nicht wie ich mit all der Ungerechtigkeit die Michael und all den anderen widerfährt umgehen soll.

Das öffentliche Interesse ist von extremer Wichtigkeit hierbei, aber das herzustellen ist auch mit unter eins der schwersten Dinge. Denn viele Menschen glauben noch immer nicht dass so etwas möglich ist, das so etwas in Deutschland passieren kann.

Ja aber schlimmer noch sind diese, die sagen ach es wird schon seinen Grund haben weshalb er da ist. Niemand kommt dort grundlos rein.

 

Aber genau diese Menschen sind es auch, die sich nicht einmal die Dokumente und Urteile usw. anschauen, diese Menschen haben einfach und schnell geurteilt und abgestempelt.

 

Darum ist all dies möglich.

 

Fragt man diese, was sie sich unter einer geschlossenen Psychiatrie vorstellen bekommt man entweder zögerliche, gar keine oder sehr arrogante Antworten, jedoch kristallisiert sich immer das ein und selbe raus.

 

Dort sind laut diesen, Menschen die aufgrund von Geisteskrankheit gefährlich sind, Menschen die morden, vergewaltigen usw… Nicht einer würde antworten aufgrund eines blauen Auges oder auch komplett ohne Straftat. Denn damit würden sie ja selbst zugeben, dass irgendetwas an ihrer Überzeugung nicht stimmen kann.

 

Es verletzt mich wenn ich Menschen so über Patienten reden höre, auch schon bevor ich für Michael gekämpft habe. Genauso furchtbar ist es wenn ich ihn Besuche und über das Gelände laufe, jedes Mal ruft ein sehr junger Mann immer aus ein und demselben Fenster und fragt nach der Uhrzeit, doch jedes Mal gehen mind. 15-20 Menschen einfach wortlos vorbei und ignorieren ihn. Ob jetzt Pfleger, Patienten oder Besucher, was ist so schlimm daran jemandem die Uhrzeit zu nennen??? Ich sage sie ihm immer, denn mir tut es weder weh noch strengt es mich an, aber ihn scheint es einfach zu beruhigen…. Ich weiß von Michael dass auch er in der Isozelle keine Uhr hat und auch keine haben darf, er muss immer klingeln und fragen und bekommt nur sporadisch eine Antwort. Was ein Aufwand für so etwas Simples wie die Uhrzeit, wo wir nur auf den Arm oder das Handy oder sonst wo hin schauen müssen. Bei solch kleinen Dingen fängt es an und zieht sich durch alles durch.

 

Für ihn ist gerade deshalb jeder Besuch etwas Besonderes, 2 Std die Familie sehen, 2 Std normal behandelt werden, 2std mit Menschen verbringen die ihn niemals als Abschaum bezeichnen würde. 2 Std mit Menschen die ihm glauben und wissen was für ein Unrecht ihm widerfährt.

 

Jedes Mal wenn ein Besuch zu Ende geht, sieht man wie seine Augen den Glanz verlieren und seine Gesichtszüge einfallen. Jedes Mal wenn ich ihn zum Abschied in den Arm nehme, möchte ich ihn am liebsten gar nicht mehr los lassen. Ich hab jedes Mal Angst das es evtl. das letzte Mal sein könnte. Jedes Mal nach einem Besuch bin ich wie erschlagen, das ganze Leid und Elend was man dort sieht, kann ja nicht spurlos an einem vorbei gehen. Jedes Mal habe ich das Gefühl mehr und mehr zu scheitern. Es nicht mehr rechtzeitig zu schaffen.

 

Es kommen immer mehr Dinge ans Licht die Michael in den 8 Jahren bis jetzt erleben musste, jeder der über alles Bescheid weiß, sagt es ist ein Wunder das er noch so ist wie er ist und noch nicht eingeknickt ist.

 

Es tut mir so unendlich leid, dass ich nicht schon früher angefangen habe mit ihm zu kämpfen. Vor allem aber das wir ihm damals nicht schon richtig geglaubt haben. Ich dachte es wären vielleicht die Nebenwirkungen.

 

Dabei weiß ich doch zu 100% genau, Michael ist so ehrlich, zu ehrlich als das es gut für ihn ist. Aber es ist gut dass er so ist, denn all die Jahre ist er sich treu geblieben und bleibt bei der Wahrheit, ausnahmslos. Es ist ja nicht so als würde er sich als heiliger hinstellen. Nein, er sagt ganz klar was er gemacht hat und was nicht, er beschönigt nichts. Selbst wenn etwas zu seinem Vorteil in der Akte steht, was man gegen die Klinik verwenden könnte, es aber nicht so war, sagt er dies. Er besteht darauf bei der Wahrheit zu bleiben.

 

Erst dachte ich, sei doch nicht so dumm wenn die es doch schon auf schreiben, verwende es gegen sie, denn sie würden es tun. Aber dann habe ich darüber nachgedacht und kam zu dem Entschluss dass er Recht hat, denn auf eine Schiene mit denen sollten wir uns nicht stellen und außerdem bleibt er sich treu. Denn Recht hat er, das einzige was ihm geblieben ist, ist er selbst.

 

Ich kann auch absolut verstehen das er das nicht aufgeben will, das einzige was ihm eine Orientierung an sich selbst gibt!

Ich versuche mir so oft vorzustellen was er wohl gerade macht oder wie er wohl die Tage rum bekommt? In der Isozelle hat er doch gar nichts mit dem er sich beschäftigen kann. Nicht mal einen Spiegel hat er da, auch ein Grund weshalb er sich vors Fenster stellt.

Ich versuche es immer und immer wieder, aber ich kann mir nicht mal annähernd vorstellen wie das wohl sein muss. Ich habe schon nach einer Std so extreme Langeweile, das ich nichts mit mir anzufangen weiß und frustriert werde. Ich hoffe nur wenn er raus kommt kann er irgendwie lernen mit all dem umzugehen und ein halbwegs normales Leben führen.

 

Es ist einfach so ungerecht und falsch. Ich werde nie verstehen können wie Menschen eine solche Folter durchziehen können und noch denken es wäre eine korrekte Behandlung.  Ich kann es ja kaum realisieren das es so ist…

 

Das alles nagt an mir Tag für Tag, in meinem Kopf ist ein heilloses Durcheinander. Ich komme gar nicht dazu es auch nur Ansatzweise zu ordnen, wie auch? Wenn man etwas nicht greifen kann, dann kann man es auch nicht in Ordnung bringen, das ist schier unmöglich.

 

Teil 4:

Vor ungefähr genau einem Jahr habe ich angefangen öffentlich aktiv für dieses Unrecht zu kämpfen, ich habe viele Menschen kennen gelernt und ebenso von vielen ähnlichen Schicksalen erfahren. Allein durch die sozialen Netzwerke war es mir überhaupt möglich zu beginnen.

Ich bin in das Thema reingeplatzt wie ein Elefant im Porzellanladen und nur dank der Unterstützer in der Facebook Gruppe ist es mir gelungen irgendwann wenigstens ein bisschen zu verstehen.

Umso länger ich mich damit beschäftige umso mehr zusammenhänge haben sich gebildet und umso aktiver konnte ich auch irgendwann selbstständig agieren, zumindest in manchen Dingen.

Doch auch bis heute bin ich auf die Gruppe angewiesen und froh darum, denn so oft hat gerade die Gruppe für Michael geholfen, dass wir wieder mit ihm reden konnten oder auch mit geholfen den Mut nicht zu verlieren. Das wäre ohne all diese tollen Menschen sicher schon lange passiert, denn der Gegner mit dem man es hier aufnimmt ist gigantisch und hat vor allem einen Großteil der Me4nschen auf seiner Seite.

Einfach war und wird es nie sein, aber ich habe es auch niemals bereut, denn es ist wichtig und richtig gegen aktives Unrecht vorzugehen und zu kämpfen. Mag sein das man vielleicht nicht alles erreicht was man sich wünscht aber zumindest versucht man es. Dieses Jahr hat auch von mir unheimlich viel abverlangt auch wenn ich weiß das etliche schon viel länger kämpfen. Es kam eine Flut an Informationen und Ratschlägen an Zurückweisungen und Beleidigungen auf mich zu. Nicht zu vergessen die ganzen Misshandlungen an Michael und die Patientenakte die furchtbares offenbarte.

Dazu kommt mein Vollzeit Job, meine Familie, mein Freund und meine Freunde. Es bleibt so gut wie keine Zeit mehr Mal an sich zu denken oder etwas mit dem Freund zu unternehmen. Es gab immer wieder Ereignisse die lange geplant waren und von Ereignissen durchkreuzt wurden, die geregelt werden mussten. Doch hier geht es um einen Menschen, meinen Bruder und nicht nur um ihn. Es geht um die ganze Familie, meine Eltern leiden sehr unter dieser Unterbringung, sie fühlen sich so hilflos. Ebenso geht es auch um die vielen anderen Opfer, die oft allein gelassen wurden und niemanden haben. Das ganze System muss weg, niemand darf so behandelt werden.

Noch dazu bekomme ich mich auch sehr oft mit Michael in die Haare, obwohl ich das gar nicht will, doch er denkt immer ich als seine kleine Schwester sollte nicht so viel Zeit für ihn opfern. Mit fällt es dann um so schwerer rational zu denken, den an mir geht das alles natürlich auch nicht spurlos vorbei, wie könnte es auch. Ich will ihn auch nicht zusätzlich noch belasten, damit dass es mir schlecht geht, denn er denkt dann es wäre seine Schuld. Aber das ist es nicht, er kann doch am aller wenigsten dafür, wie man mit ihm umgeht. Aber genauso wenig kann ich das alles einfach stillschweigend akzeptieren.

Seine Abwehrhaltung zu meinem Schutz macht es noch viel schwerer das alles durch zu stehen. Er muss akzeptieren, dass ich kein kleines Kind mehr bin und sich von mir helfen lassen. Ich meine es ist nur logisch, denn als er eingewiesen wurde war ich gerade mal 19 also fast noch ein Kind.

Ich denke es muss unheimlich schwer für ihn sein, zu sehen dass ich erwachsen geworden bin und ganz gut klar komme, obwohl mir in dieser Zeit mein großer Bruder gefehlt hat. Aber genauso schwer ist es auch für mich, wenn er versucht mich zu schützen. Das alles ist so widersprüchlich und für keinen von uns beiden einfach. Bei mir kommt noch dazu, dass ich einfach nicht jammern will, denn ihm und so vielen anderen geht es 100-mal schlechter als mir.

Die Geschwister Rolle steht uns oftmals einfach im Weg.